Herzlich Willkommen

Hola!

Ich heiße Denis Kirchhübel und möchte euch auf dieser Seite über Projekte, die ich im Lauf meines Jahres als Freiwilliger in Ecuador durchgeführt habe, berichten.

Dank des Projektes "weltwärts" des BMZ habe ich die Gelegenheit bekommen von August 2009 bis zum August 2010 ein Jahr in Ecuador die Kultur und die Menschen kennen zu lernen und meinen kleinen Beitrag zur interkulturellen Zusammenarbeit zu leisten.
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24. Juni 2010

No te vaayaaas! - Geh nicht!

...das sind die Worte, die ich eine Woche lang von ganz vielen Kinderchen und einigen Eltern, wie auch Lehrern gehoert habe.
Erschreckend, wie schnell die Zeit vergangen ist. Nun ist das Schuljahr im ganzen ecuadorianischen Hochland vorbei und ich habe somit Ferien.

In einer grossen Elternversammlung wurde den Eltern offenbart, dass das auch bedeutet, dass ich mich schon von der Schule und der Gemeinder verabschiede. Voellig unvorbereitet sollte ich dann auch noch ein paar Worte an die Eltern richten, in denen ich mich vorallem dafuer bedankt habe, dass man mich so herzlich in der Schule und der Gemeinde aufgenommen hat, dass die Eltern und Lehrer sich immer ein wenig um mich gesorgt haben undundund... Anschliessend gab es noch eine Abstimmung ob man einen kleinen Beitrag dafuer geben moechte, den Abschied von mir zu arrangieren (ein Geschenk).
Das hatte dann zur Folge, dass eine Abordnung der Lehrer mich nach Guano verschleppt hat, wo ich mir etwas aus einem Lederfabriksladen aussuchen sollte, das mir als Andenken gefiele. Ich entschied mich fuer eine Ledertasche und ueberzeugte meine Lehrer, dass es doch schoen waere sich seitens der Schule noch mit einer Kleinigkeit bei meiner Gastfamilie zu bedanken. Die Lehrer suchten daraufhin einen kleinen Geldbeutel fuer meinen Gastvater und einige dekorative Kuechen-Utensilien fuer meine Gastmutter heraus.

Mein letzter Tag in der Schule, bzw. die Verabschiedung lief etwas unkoordiniert:
Schon am Vorabend konnte mir keiner richtig sagen, ob ich jetzt meine Gastmutter einladen soll und zu welcher Uhrzeit und wie der Nachmittag gedacht waere, von dem ich schon wusste, dass die Lehrer noch eine Mahlzeit in Riobamba geplant hatten.
Und auch das eigentliche Programm war untypischer Weise gar nicht geplant, jeder Lehrer, der Lust hatte, ergriff kurz das Wort um sich bei mir zu bedanken, mir viel Glueck zu wuenschen. Marcelo T., mit dem ich am besten von den Lehrern klarkam, erklaerte den Kindern, dass ich versprochen habe, sobald ich mit meinem Studium fertig bin, auf Besuch vorbei zu kommen und zu sehen, wie es ihnen geht (was auch in etwa der Wahrheit entspricht - aber man weiss ja nie, was das Leben so mit einem vorhat).
Auch meine Gastmutter bedankte sich noch - fast unter Traenen - bei mir fuer die schoene Zeit, bei Sonia, dass sie mich ausgerechnet dieser Familie anvertrauen wollte.
Nachdem die Lehrer mit ihrem Programm fertig waren, fand ich mich ploetzlich von einer riesen Horde Kinder umzingelt, die der Meinung waren mich herumtragen zu muessen. Nach kurzer Diskussion, dass sie das niee schaffen wuerden, fand ich mich "gefaellt" auf bestimmt 40 Kinderhaenden wieder, die mich 2 Runden ueber den Sportplatz trugen:
Von No te vayas
Abgesehen von dem Abschiedsgeschenk, dass ich allen Eltern zu verdanken hatte, schenkte mir eine Siebtklaesslerin noch eine Muetze, nur von sich aus, was mich ueberraschte und gleichermassen freute.
Von No te vayas
Und natuerlich wollte am liebsten noch jedes Kind und jeder Lehrer ein persoenliches Foto nur mit mir, die ich dann noch schnell alle auf dem Schulcomputer zurueckliess, bevor mich die Lehrer nach Riobamba zum Essen verschleppten.

13. Juni 2010

Kindertag und was sonst noch so aus Columbe zu berichten ist

Leider mit ein wenig Verspätung möchte ich noch über das Kindertagsprogramm in der Schule berichten:

Am 1. Juni, der auch hier der eigentliche Kindertag ist, war die größere (will sagen ältere) Hälfte der Schule nach Cajabamba, Cantonhauptstadt von Colta, ausgeflogen, um dort an einem Turnprogramm teilzunehmen, das für und von allen Schulen der Region veranstaltet wurde. Da man mich nicht mit dorthin nehmen wollte, kann ich leider nichts genaueres darüber berichten - nur war ich recht erschrocken zu hören, dass die etwa 25 Kinder, die unsere Schule dort repräsentierten, schon wieder eine neue Uniform dafür brauchten.
Das bedeutete für die jeweiligen Eltern, dass sie zwingend 5 $ dafür löhnen mussten, dass ihr Kind Talent hat... und das ist leider nicht nur in meiner Schule Gang und Gebe, wobei 5 $ auch noch zu vernachlässigen sind, gegen andere Sachen, die ich hier aus Riobamba gehört habe.

Der darauffolgende Tag war für das Programm unserer Schule veranschlagt.
Eine Woche zuvor waren die Lehrer scheinbar zufällig über ihre Kalender gestolpert und hatten festgestellt, dass der Kindertag bevorsteht. Außerdem wurde gleich noch ein Schlachtplan erarbeitet, wie man sich den Kindergarten von Columbe einverleiben könnte, um den sich im Kampf um die Erstklässler gegen die andere Schule im Ort behaupten zu können und das neue Bildungsgesetz zu erfüllen, nach dem jede Schule auch ein Vorschuljahr anbieten muss.
Kindertag
Das Programm an sich war wieder typisch ecuadorianisch:
Erstmal herzlich allen danken, die Kinder rumstehen lassen und noch ausschimpfen, dass sie unruhig werden.

Danach durfte jede Klasse ein paar Minütchen irgendein Spielchen vorspielen, von Sackhüpfen bis Reise nach Jerusalem war ziemlich alles ausgelutschte vertreten, aufgelockert durch etwas spannendere Ideen, wie Kürbisschupsen, Cuy-Jagd oder die Lehrer Eier werfen zu lassen. Während dessen waren die restlichen Kinder auf ihre Plätze gefesselt.

Im Anschluss wurden noch die Kinder des Kindergartens, die seit Programmbeginn, genau wie alle anderen, nur rumsaßen, in einem Fussballspiel gegen die kleinsten aus der Schule involviert.

Darauf folgten für Vertreter jeweils zweier Klassenstufen noch kleine Wettbewerbe - Wettessen und ein Hindernislauf, der irgendwie überhaupt nicht funktioniert hat, weil weder Lehrer noch Schüler das geringste Interesse dafür zeigten und lieber schonmal das Essen genossen - das zur Feier des Tages *festhalten... TÄÄÄTÄÄTÄHH* mit nem Becherchen Limon für jedes Kind begleitet wurde und ansonsten (aus Rache dafür, dass die Eltern den Lehrern nichts Tolles zu Essen zum Tag des Lehrers machen wollten) eigentlich dem normalen Schulessens-Reis, außer dass jeder noch ein Ministück Hühnchen in seinem Risoto finden konnte (mit Glück).


Vergangene Woche wurden dann noch zwei Sessionen über die Finanzen abgehalten:

Die erste unter Ausschluss von Sonia, deren Mann Supervisor ist und außerdem scheint sie die einzige zu sein die moralische Probleme damit hat, sich das Geld der Eltern in die eigene Tasche zu schaufeln. In der die Hauptdiskussion sich darauf belief zu entscheiden, was Sonia wissen darf und was ihr vorenthalten wird, so dass es trotzdem noch schlüssig bleibt.

Am nächsten morgen habe ich kurz mit Sonia geredet - natürlich ohne ihr Details der Session zu verraten, aber sie weiß glaube ich ohnehin was da läuft - und war positiv überrascht, von einem Lehrer zu hören, dass dieser ganze Uniformenwahn und Representationszwang nicht wirklich nötig ist. Im Gegenteil meinte sie sogar, dass die anderen sich bei jeder Uniform oder sonstwas, dass sie von den Eltern fordern, mindestens einen Dollar in ihre Taschen wandern lassen.

Sehr gut fand ich die Bemerkung von Sonia, die ich im Vorübergehen aus der Session aufschnappen konnte, nachdem der Direktor Sr. Luis wiederholt andeutete, dass man das ordentlich machen muss, falls mal die Kontrolleure kommen: "Sollten wir das nicht eher aus unserem eigenen Anspruch ein reines Gewissen in diesen Angelenheiten zu haben, machen, egal ob man uns kontrolliert oder nicht" - selbige wurde nur kurz beschwiegen und dann übergangen.


Einen weiteren Tag habe ich damit verbracht jede Klasse, samt Lehrer für ein Klassenfoto mit mir zusammen zusuchen, dass ich als Andenken jedem Kind zum Abschied schenken möchte. In Einzelfällen hat das schon über eine Stunde gedauert, eh die Kinder und Lehrer vom Ausflug zum Kämmen wieder eingetrudelt waren (nein, die Sanitäranlagen sind nicht so weit weg)...

Ich hoffe kein zu schreckliches Bild zu vermitteln, aber in den letzen Wochen fallen mir hier immer mehr Sachen auf, die einfach nur schief laufen...

PS: Ein paar mehr Bilder bleibe ich noch schuldig, hole ich hoffentlich bald nach!!!

24. Mai 2010

Spielplatz (ENDLICH!!)

Seit etwa einer Woche, freuen sich die Kinder meiner Schule in Columbe über das Klettergerüst, welches dank der grossen Spenden-Unterstützung aus Deutschland möglich war.

Nach dem ersten unglücklichen Versuch der Lehrer die wenigen Teile fachgerecht aufzustellen, bedurfte es noch 3 Stunden deutscher Handwerkskunst (Meine Familie war gerade zu Besuch mit in der Schule und mein Vater und Bruder legten fleissig mit Hand an).

Spielplatz

Der schwierigere Teil war vielleicht weniger die Arbeit selbst, als fehlende Werkzeuge und vorallem die Kinder zu überzeugen, dass es gefährlich sein könnte wenn sie auf die, noch überhaupt nicht befestigten, Teile klettern, die mitsamt aller Kinder umfallen könnten...

Und so waren wir noch mit den letzten Handgriffen beschäftigt, waehrend die ersten Kinder schon eifrig die neue Freizeitbeschaeftigung erprobten:
Von Spielplatz

In diesem Sinne nochmals einen herzlichen Dank im Namen der Kinder und der Schule an alle, die gespendet haben und den Spielplatz erst ermöglicht haben!!
Von Spielplatz

10. April 2010

Día del Maestro

Man glaubt es kaum, wie viele Feier- und Festtage es gibt...

Am vergangenen Mittwoch wurde der Welt-Gesundheitstag begangen, aus diesem Anlass hielten der Direktor und Sr. Alfredo (die beiden Formen die Komision für Gesundheit und Umwelt) eine kleine Ansprache was es so mit der Gesundheit auf sich hat und einige Schüler der Klasse von Sr. Luis (dem Direktor) stellten szenisch die Freunde der Gesundheit vor:
Día de la Salud

Ausserdem beschenkte die Schönheitskönigin von Columbe die Bildungsinstitutionen des Ortes mit einigen Pflanzen, am Ende soll jedes Kind ein Holunderpflänzchen heim tragen dürfen:
Plantitas
Und schliesslich wurde Señorita Dina (die Lehrerin meines mittleren Gastbruders) anlässlich des alljährlich am 13. April gefeierten Tag des Lehrers für ihre 25 Jahre im Schuldienst gewürdigt, natürlich mit einer ordentlichen Mahlzeit...
Día del Maestro
Freitag war aus dem selben Anlass (allgemeines Schulterklopfen der Lehrerschaft) wieder kein Unterricht, weil die Lehrer sich für 20 $ zur "feierlichen Sitzung" der Zone getroffen haben, das bedeutete, dass für 20$ pro Person ein Tagesausflug in eine Hosteria des Nachbarortes von Riobamba gemacht wurde. Dort spielte man nach dem Frühstück zunächst etwas Fussball, Basketball oder Ecua-Volley (Volleyball) und entspannte dann einschliesslich einer "kleinen" Zwischenmahlzeit (Chocho (Mais) und Chicha - fritiertes "Fleisch" - ich weiss immer noch nicht genau was es ist, aber meist ist sehr viel Fett dabei und teile von Leber und anderen Innerein) in Schwimmbecken und Saunas der Hosteria.
Erschreckend fand ich vorallem, dass selbst der sportlichste unter den Lehrern (jener, der bei den Leichtathletik-Wettbewerben im Sprint und Weitsprung knapp gegen mich gewonnen hatte) nicht in der Lage war richtig zu schwimmen... alle machten eher den Eindruck ins Wasser geworfener Pudel, die hektisch wieder an Land strampelten.
Gegen 14 Uhr wurde dann zum Mittagessen geläutet und alle hatten sich bereits in Schale geworfen für die danach angesetzte eigentlich Zeremonie, bei der wohl auch die Jubilanten noch einmal geehrt wurden. Anschliessend gab es dann noch Tanz (laut Programm, ich hatte mich nach dem entspannten Part verabschiedet)
Ähnliche Sitzungen (ohne den entspannenden Vormittag) werden dann auf cantonaler und provinzialer Ebene am Montag und Dienstag abgehalten.

Für kommenden Donnerstag hat mein Direktor versprochen, dass er mit mir zusammen nach Quito fährt, um den Vertrag für den Spielplatz zu machen und das Projekt damit um einen entscheidenden Schritt der Umsetzung näher zu bringen.

3. April 2010

Frohe Ostern

So nun ist man in Deutschland noch Mitten in der Osterfeier, während hier schon fast alles gelaufen ist, was mit dem Osterfest zu tun hat. Eigentlich etwas merkwürdig, aber hier scheint der Karfreitag und der Leidensweg Christi (der in Umzügen wohl sogar in "lebendigen Bildern" - von Kreuztragenden Halbnackten - wofür mich mein Direktor zu gern im Umzug seines Ortes engagiert hätte, von wegen Bart und lange Haare - oder am Kreuz auf Umzugswagen hängenden "Darstellern" - repräsentiert wird) die weitaus wichtigere Rolle zu spielen als die Auferstehung. Zumindest war der Freitag der einzige allgemeine Feiertag und am Montag ist wieder normaler Unterricht.

Traditionell wurde auch in meiner Familie die Fanesca zubereitet, eine Suppe aus Kürbis, Linsen, Erbsen , Habas - sehr grosse (Kidney)Bohnen - etc. eigentlich allem was so auf den Feldern wächst und Stockfisch. (rechts unten im Bild)
Von Fussball und Ostern

Dazu gab es noch Chivilis (ich weiss leider nicht wie es sich schreibt, aber so spricht mans), süsser Maismehlteig in grünen Maisblättern gekocht, die wohl hauptsächlich in der Zeit um Ostern bereitet werden, eine Colada mit Capulí (ähnlich wie Kirschen) und als 2. Gang Reis mit Avokado-Sauce.

In den vorherigen Wochen hatte ich mit meine Gastgeschwistern schon Osthässchenkörbchen gebastelt und Eier bemalt; und ihnen ein wenige über den Hintergrund dieser, bei uns so fest mit Ostern verbunden, Traditionen erzählt.
Von Fussball und Ostern

Nach anfänglicher Skepsis, wieso denn jetzt plötzlich ihre selbstgebastelten Osterhasen mit den bemalten Eiern verschwunden seien, liessen sich die Jungs dann auch überzeugen doch einfach mal nach ihren Osterhasen zu suchen. Mit Tipps über die Vorlieben des jeweiligen Hässchen - sei es Schlafen, Essen oder Lernen - und dem bekannten Kalt/Warm-Spiel fanden sich dann auch die gesuchten, die unerhörter Weise die ausgeblasenen Kunstwerkchen gegen Ü-Eier getauscht hatten...


Den Freitag vor der Karwoche, war in der Schule die Fussballmeisterschaft eingeweiht worden, bei der in den nächsten Wochen die jeweils 4 Klassen aus 2./3.; 4./5. und 6./7. Schuljahr gegeneinander im sportlichen Wettstreit den Pokal ausfechten. Und wieder einmal gelang es allen beteiligten diese Veranstaltung, bei der ausser einigen Eltern niemand an Gästen anwesend war, mit derart viel Tamtam zu präsentieren, dass es einem Staatsakt Konkurrenz machen könnte.
Von Fussball und Ostern
So hatte jede Klasse eine komplett uniformierte Mannschaft und eine festlichst herausgeputzte Madrina vorzuweisen (nicht verpassen in der Galerie, die Mannschaftsaufnahmen an zu sehen)

19. März 2010

Es bewegt sich etwas

Schönen guten Tag aus dem weiterhin aprilwetterlichen Ecuador,

In der Schule waren die vergangen Wochen eher ruhig, man ließ mich sowohl von Lehrer-, wie auch von Schülerseite aus recht effektiven Unterricht machen und auch sonst gab es nicht viele Neuigkeiten.

Neben dem bekannten Alltag hatten wir aber bei den Besuchen der Gemeinden, die vielleicht für unsere Nachfolger in Frage kommen sollen, einige Beeindruckende Erlebnisse, wie unterschiedlich doch die Schulen sein können:

In einigen Gemeinden (die zur Abwechslung von unseren jetzigen Gemeinden nicht entlang der Panamericana siedeln) waren die Kinder ausgesprochen liebenswert, ruhig und lern begierig und auch die Lehrerschaft hat einen -uns selbst in den gut funktionierenden Gemeinden unbekannten - super guten Draht zu den Eltern der Kinder und der Dorfgemeinschaft überhaupt und auch der landschaftliche Unterschied (ausgedehntes grün, hier und da mit Wälder gespickt) war berauschend.
Genau genommen, macht der Anlass dieser Besuche aber schon beinahe ein bisschen Angst, denn es macht nur deutlich, dass die Zeit, die uns hier noch bleibt, bemessen ist. Aber gut, 5 Monate sind noch ein Haufen, machen wir das beste draus!!

Außerdem gibt es wunderbare Neuigkeiten, was das Projekt "Spielplatzbau" betrifft:
Dank der großzügigen Unterstützung vieler Hilfsbereiter, ist eine ganz stattliche Summe zusammengekommen
UND nach ersten Anfragen wird damit auch die haltbarste Variante, nämlich umweltschonend imprägniertes Holz einer in Quito ansässigen Firma in Betracht kommen. Mit besagter Firma stehe ich bereits in Kontakt und es wird wahrscheinlich auch die langfristig günstigere Variante, weil dort 10 Jahre Garantie auf das Material gewährleistet wird und Erfahrungen in ecuadorweiten Projekten das Know-How widerspiegeln.
Im Gegensatz dazu haben die Fachleute der Region eher etwas scheu vor dem Projekt und konnten auch zum Material keine Erfahrungen mitteilen.

28. Februar 2010

Regenwald-Schutz-Festival in Quito


Heute war in Quito ein Festival, dass für das Projekt im Yasuni-Nationalpark (Amazonia) wirbt.
Das Problem ist, dass der amerikanische Ölförderer TEXACO die Erschliessung des Urwaldgebietes vorantreiben möchte, um die dort vermuteten reichen Ölvorkommen auszubeuten.
Von eben diesem Förderunternehmen ist aus anderen Regenwaldgebieten Ecuadors bekannt, dass Umweltauflagen nicht oder nur unzureichend eingehalten werden, was sowohl die dort lebenden Indianerstämme beeinträchtigt, als auch extrem die Biodiversität der Region verringert.
Das Yasuni-Gebiet wird als das artenreichste Reservat der Erde gehandelt, was durch verstärkte geologische Erschliessung kaum bewahrt würde.
Aus diesen Gründen hat die Ecuadorianische Regierung ein Projekt initiiert, dass die Erdölvorkommen in dieser Region unangetastet gelassen werden, um dieses einmalige Stück Erde zu schützen.
Nähere Infos gibt es unter Anderen hier:

26. Februar 2010

Carnaval II und was sonst so los war

Am Karnevalssamstag haben wir (Yoki, Johnathan, Simon, Regina - alles DEDler aus Riobamba - und Philippa) uns nach Guaranda - Hauptstadt der Provinz Bolivar und des ecuadorianischen Karnevals - gewagt. Da wir alle schon unsere kleinen und großen Erfahrungen mit den hiesigen Traditionen gemacht hatten, erwarteten wir natürlich auch lustige Scharmützel in den Straßen zu finden...
Und wir sollten nicht enttäuscht werden, bis auf in der Straße, wo die Umzugswagen (die statt, wie in Deutschland, Süßem kleine Tütchen mit verschiedenen Pulvern zum gegenseitigen Einsauen verteilten) gab es immerzu gefechte mit Wasserbomben, besagten Schaumsprays, Pulvern oder auch mal ganzen Eimerladungen Wasser. Und wir sahen hinterher erwartungsgemäß fertig aus.
Von Karneval


Am Sonntag Nachmittag brachen wir dann nach Ambato auf, wo der Karneval angeblich noch am angenehmsten sein sollte, weil Wasserverbot besteht ...
Die Wahrheit: Ja, es gibt kein Wasser - Nein, Mehl und Carioca werden deshalb nicht vergessen.
Die Folge davon ist gravierend, weil man damit zwar nicht nass aber schrecklich klebrig und noch bunter wurde und Philippa und Ce, die eine Tüte Mehl abbekommen hatten, wurden das tagelang nicht wieder los.
Von Karneval

Aber an der Kathedrale wurde ein riesiges Jesusbild aus Früchten angebracht (die Stadt feiert nämlich gleichzeitig das Fest der Blüten und Früchte - leider habe ich davon kein Bild, aber ich versuche mir mal eines zu besorgen).
In der Nacht war ich noch mit einem ganz beachtlichen Grüppchen anderer Freiwilliger an einer der zahlreichen Straßenbühnen tanzen gegangen... Auf Anraten eines dort lebenden Ecuadorianers hieß es stets in Gruppe austreten gehen, und ein Trupp breiter Ecuadorianer mit Baseballschlägern, die uns eben dabei einmal entgegen kam, untermauerte das ganz gut.
Noch krasser war, dass etwa 10 Meter neben uns ein Ecuadorianer von irgendeiner Tussi angestochen wurde, was nur Johnathan gesehen hat. Als dann der Polizei-Pickup vorfuhr und der Verletzte auf die Ladefläche gelegt wurde, während zwei Beamte mit dessen Freunden zusammen die Schuldige aus der Menge fischten, musste ich mich wieder einmal über die verschobenen Prioritäten der Autorität wundern...
Nach diesem Vorfall verließ Simon und mich dann doch der Mut, noch mitten in der Nacht auf den Bus zu warten und haben uns dann für jeweils 5 $ im wahrscheinlich ranzigsten Hostal (wo man schon für ein halbes Bett 10 $ bezahlen sollte) der ganzen Stadt Decken zum auf dem Boden Schlafen gemietet...
Am Montag gings dann also zeitig zurück und der restliche Tag war chillen und essen.

Am Dienstag gabs dann zu der ganzen allgemeinen Action ein bisschen Natur als Abwechslung: Wir fuhren Richtung Tungurahua ins Umland von Riobamba um am Rio Puela ein bisschen entlang zu wandern. Die Natur und Ruhe war einfach richtig schön zur Abwechslung und ein Abenteuerelement hatte das ganz auch noch, weil wir diesen zwar recht kleinen aber mit Stromschnellen übersähten Fluss überqueren mussten, wobei Ce erstmal komplett baden ging, bis sie für uns übrige eine Stelle gefunden hatte, an der man wenigens nur bis zur Hüfte im Wasser ging.
Von Karneval

Auf der Rückfahrt hatten wir ein wenig den Eindruck von der Front zurück zu kehren, während der Krieg sich langsam beendet:
Wir wurden (auf der Ladefläche eine Pickup sitzend) immer wieder von versprengten Trüppchen attakiert und kamen so schließlich widerum total durchnässt in Riobamba an, wo man auch hier und da von Dachbalkonen und Fenstern aus dem Hinterhalt angegriffen wurde.

Die übrigen drei Tage der Woche hatte die Schule etwas mit Unterbesetzung zu kämpfen, weil einige der Gemeinden, aus denen die Schüler kommen, erst diese Tage richtig mit den Festlichkeiten begonnen hatten. So auch in der Nähe des Hauses meiner Gastfamilie wo drei Tage lang Stierkämpfe stattfanden, das heißt, was man so nennt, wenn Betrunkene und faule Stiere auf einandertreffen, erstgenannte ziehen aber trotzdem stets den kürzeren.
Von Familie


Vergangene Woche durfte ich neben meinem erstaunlich ungestörten (von wenigen unmotivierten Schülern abgesehen) die große Schwurveranstaltung für diesen Freitag vorbereiten (Programme und Reden tippen, gestalten und drucken).
Anlässlich des morgigen "Día del Civismo" (Tag des Bürgersinnes oder so... Celebration nationaler Einheit und Solidarität) schwuren die 7. Klässler dem Vaterland und der Flagge die Treue, und dass sie beide mit ihrem Leben verteidigen wollten.
Dia del civismo
Außerdem wurde noch das Gobierno Estudiantil (die Schülervertretung, die im November glaube ich gewählt worden war) mit den jeweiligen Amtswürden geziert und die Eltern der "Regierungsschüler" bedankten sich mit einem Essen bei der Lehrerschaft für deren Arbeit.
Von Dia del civismo
Das Wetter zeigt sich zur Zeit recht aprilig: Wechsel zwischen Regen, Niesel, Sonneschein in kürzesten Abständen... aber immerhin regnet es.

12. Februar 2010

Carnaval

"Jueguemos Carnaval" - Lass uns Karneval spielen.
Wie oft habe ich diesen Satz wohl in den letzten Tagen gehört?

Aber von vorn:
Vorallem von den Indigenas der Sierra wird Karneval sehr feuchtfröhlich gefeiert, weil auf die gleiche Zeit ein altes Ritual ihrer Kultur fällt. Hintergrund ist, dass normalerweise zu dieser Zeit schon beinahe alle angebauten Produkte recht weit gewachsen sind und jetzt die Freude darüber ausgedrückt wird, dass alles gut gedeiht/gediehen ist.
Im Moment scheint es zwar gerade erst anzufangen genügend zu regnen und die Pflanzen, die eigentlich schon mindestens Hüft hoch sein sollten, wie das Quinua oder die Abas meiner Gastfamilie krepeln noch irgendwo zwischen Knöchel und Knie herum, aber dennoch wird fleissig gefeiert und "gespielt".

Die verständlicherweise ins Besondere bei den Kindern beliebte Tradition ist, sich gegenseitgig, bzw. alle die in Reichweite kommen, mit Wasser, Mehl oder anderen Pulvern oder Schaum (erinnert etwas an Schaumreiniger, brennt aber zum Glück nicht so sehr) einzusauen.
Das Ganze haben die Kinderchen, dank des grossen Angebotes an Wasserbomben im Schulkiosk und einer Sitzung der Lehrer mit den Supervisoren schon mal am Mittwoch angefangen.
In Massen umringten sie die Wasserhähne auf dem Pausenhof, tricksten mich, Don Segundo und die Hausmeisterin Doña Paty wiederholt aus, um den Haupthahn wieder zu öffnen, und verfolgten sich mit Luftballons voll Wasser oder Wasserbomben, in Ausnahmen auch Spritzpistolen.

Donnerstag wurde das viele Wasser, dank besserer Aufsicht ein wenig durch die verschiedensten Pulversubstanzen (Mehl, Gries, Talg) abgelöst und heute kam schliesslich alles zusammen und ab der Hälfte der Pause hielten sich auch die Lehrer nicht mehr zurück und es gab ein ausgelassenes Gefecht, dem nur die wenigen entgingen, die sich in ihren Klassenräumen verschanzt hielten, sei es wegen Krankheit oder einfach aus zu geringem Interesse am allgemeinen Aufruhr.

Obwohl sich die Sonne den ganzen Tag kaum blicken liess, hielten alle noch so durchnässten Schüler richtig gut durch und drängten erst eine Viertelstunde vor Schulschluss gegen das Tor an um schnell - bevor die Colegioschüler auf der Strasse sein würden - den Weg zu trockener Kleidung anzutreten.
Unter den Lehrern wurde ausserdem der Tag der Liebe und Freundschaft (ich schätze das ist der anstehende Valentinstag) mit einem kleinen Festmahl begangen.
Karneval

6. Februar 2010

Llegó el invierno

Es wird Winter - oder was man hier so als Winter bezeichnet: Seit heute Mittag regnet es an allen Orten der Sierra, wo ich heute vorbeikam(also mindestens zwischen Quito und Riobamba, was ja schonmal etwa ein Viertel der Sierra ausmacht. Und auch nicht nur so ein bisschen Nieselregen, sondern genug, dass an einer Strassenecke in Quito ein Feuerwehrmann bis zu den Knien im Wasser gestapft ist, und da hatte es gerade mal 1-2 Stündchen geregnet...

Ansonsten hatten wir vergange Nacht eine wunderbare Geburtstagsfete für Ce, mit vielen Leuten von Patys (also im Grunde Ces Gast-) Familie und den DED-Freiwilligen, in unserer kurzer Hand zu 'nem tollen Veranstaltungsort umfunktionierten Wohnung:
Der ohnehin beinahe unbenutzte Zwischenraum wurde komplett geleert mit ein paar Kerzen dekoriert und inklusive Beschallung zum Tanzraum erkoren, in unserem Wohnzimmer fand die alte Militärpritsche (mein altes Bett quasi) neben allen anderen Sitzgelegenheiten Platz und so wurde dort gegessen, gesessen, gequatscht und von Ces quasi Gastbruder (der allerdings schon eine Tochter in unserem Alter hat) und einem anderen Verwandten wundervoll mit Gitarre und Stimme musiziert.

Mehr Neuigkeiten haben sich nicht erreignet, aber ich hoffe ich kann bald noch ein paar Bildchen liefern!

5. Februar 2010

Sport, Zwischenseminar, Sport

So, nun melde ich mich auch mal wieder:

Die zweite und dritte Januarwoche verliefen schulisch ohne große Aufregungen, neben meinen Unterrichtsstunden in den 4.-7. Klassen, war ich hauptsächlich damit beschäftigt, Einladungen und Programme für die am 29.1. vollzogene Einweihung der rekonstruierten Aulas und der neuen Sanitäranlagen (die auch nach der Einweihung mit großem Tamtam immer noch nicht benutzt werden...) zu produzieren und ein wenig mit den Leichtathleten zu arbeiten.

Am Dienstag der 2. Januarwoche gab es ein Probetraining im Stadion in Riobamba, wo einfach mal alle Kinder ein bisschen üben durften, wenn es ob der vielen Kinder auch nicht wirklich sinnvolle war, hatten die Schülerchen so wenigens schonmal Kontakt mit der Tartanbahn und den Bedingungen dort.
Den Donnerstag fuhren wir (ich und die beiden Señores Marcelo zusammen mit den Leichtathletikkindern) nach Guamote, das ist die nächstliegende Cantónstadt und dort gibt es ein "Stadion", das eigentlich dieser Beschreibung so garnicht gerecht wird.
Wieder meiner Erwartung konnte man nichtmal dort unter annähernd wettkampfnahen Bedingungen (soll heißen: nicht auf eine Matte sondern in 'ne Sandgrube springend) Weitsprung üben, denn die Weitsprunggrube war leider randvoll mit Wasser geflutet...
Auch die 400m Bahn war schlimmer als jeder noch so vernachlässigte Sportplatz, der mir von zu Hause einfiele (die eine Hälfte matschig und die andere auf dem besten weg wieder ihre natürliche Vegetation zu gewinnen). Das einzig sinnvolle daran war, dass die Ausdauerläufer sich ans im Kreis laufen gewöhnen konnten und auch mehr oder weniger genau nur die 2 km statt der 4-5 km auf der Strecke die sie beim Üben in Columbe immer liefen.

Abgesehen von unzähligen Reperaturarbeiten, die jetzt plötzlich dringend wurden, gab es im Zusammenhang mit der Inauguración auch eine krasse Diskussion zwischen Eltern und Lehrerschaft: Die Lehrer, die stets extremst viel Wert auf Representation und groß aufgebauschte Feten legen hatten irgendwie eine Liste von 100 Speisegästen zusammengestellt die dann mit 5 $ pro Schüler gefüttert werden sollten (die übliche Ermäßigung, dass nur die ältesten beiden Kinder jeder Familie bezahlen müssen, galt natürlich) Allerdings sind selbst 10 $ unheimlich viel für eine durchschnittliche Familie wie meine.
Nach einer von den Lehrern noch mehrere Tage verfluchten Gesamtsitzung mit allen Eltern wurden die Programmspläne um einiges gekürzt und der Beitrag der Eltern konnte auf 5$ pro Familie reduziert werden, was schon eine erhebliche Erleichterung war. (Zitat eines Lehrers: "Das kommt davon wenn man die Eltern irgendwas entscheiden lässt").

Objektive Sicht der Sache: Ich habe in der Zeit genau 14 Einladungen für verschiedene Autoritäten gedruckt, von denen - wie ich jetzt weiß - mindestens 3 nicht kommen konnten.
Außerdem wurden nur noch ein Gastauftritt, der nichts mit der Schule zu tun hatte und ein professioneller Beschaller (der allerdings einen Freundschaftspreis von insgesamt etwa 20 $ für den ganzen Vormittag berechnete) organisiert, plus Essen (das ja nur in Rohzutaten eingekauft wurde) und alles - da dürften die Lehrer zu den Zahlungen der Eltern (etwa 130 Familien darf man wohl rechnen) nicht wirklich viel aus ihren Taschen gegeben haben...

Donnerstag der 3. Januarwoche waren die Leichtathletikwettbewerbe der Lehrerschaft des Cantón Colta, bei denen ich ja aufgestellt wurde.
Um den 5 Kilometer Ausdauerlauf habe ich mich sicherheitshalber (meiner Gesundheit zu liebe) gedrückt und den 400 Meterlauf habe ich verpasst, so dass ich nur in Weitsprung, 100 m Sprint und Staffellauf Silber holen konnte und im "Kugelstoßen" (3 Kilo, die die meisten natürlich einfach nur geworfen haben) irgendwo auf dem 5. oder 6. landete).
Am Freitag folgte noch ein Fußballspiel mit den Collegiolehrern aus Columbe (zu dessen Mannschaft ich ja gehöre). Wir gewannen, ohne dass ich auf meiner Mittelfeldposition viel gemacht hätte, 4:2.

Die darauffolgende Woche war ja unser obligatorisches Zwischenseminar, dass in der Zona de Intag (dem Nebelwald) in der "Nähe" von Otavalo stattfinden sollte, um auf dem Weg nach Otavalo noch ein wenig neues von Ecuador kennen zu lernen machten Anne, Philippa und ich noch einen Abstecher in das auch schon regenwaldnähere Mindo, wo es neben grünster Vegetation auch eine Schmetterlingfarm und Unmengen freilebender Colibris gibt (war echt die Reise wert und wir haben dort ein bisschen Tarzan gespielt: Canopy nennt sich dieses Abenteuer über den Wäldern, bei dem man mit Klettergurt und Rolle insgesamt einige Kilometer an 13 verschiedenen Stahlkabeln entlang "fliegt")

Am Montag brachen wir 14 Uhr auf um an unseren Seminarort Nangulvi zu gelangen, der mitten im Nebelwald an einem Fluss und Thermalquellen liegt (die man auch in an unsere Unterkunft angeschlossenen Becken genießen konnte). Allerdings setzte das Personal des Tourismuskomplexes (so nennt sich die Sache, wo wir untergekommen waren) sehr viel - oder besser wenig - Energie daran uns von dort durch 1. zu wenig und 2. zu trantütige Bedienung bei jeder Mahlzeit zu vertreiben. Gipfel des ganzen und finaler Abreisegrund waren nach Terpentin oder Schimmel oder ein bisschen von beidem schmeckende Brötchen, beim Frühstück am Mittwoch, die durch nichts ersetzt werden konnten, wodurch wir dann recht ungenährt in den Tag starten mussten und auch direkt nach dem Mittag von dort nach Otavalo flohen.
Der Inhalt des Seminares war insofern echt interessant, als dass man endlich mal ausführlich Gelegenheit hatte, sich mit den Voluntären aus anderen Projekten auszutauschen und organisatortische, wie finanzielle Sachen auszuwerten und näher zu diskutieren.

Diese Woche war vorallem hektisch: Am Montag erfuhr ich zu meiner absoluten Überraschung, dass am selben Nachmittag ein Basketballspiel mit der Lehrermannschaft in Riobamba anstünde, weshalb ich nicht genug Zeit hatte erst in meine Gastfamilie zu fahren, sondern erstmal gleich nach der Schule nach Rbb. zurückfuhr, was im Endeffekt auch keine so sinnvolle Entscheidung war, da ich 1. nie angespielt wurde und dann auch in der 2. Hälfte des Spiels ausgetauscht wurde bzw. allein die Defense übernehmen sollte, was mit sämtlichen Mitspielern auf der anderen Spielfeldseite ein etwas sinnfreies Unterfangen war, so dass die Mannschaft schließlich 20:26 verlor.
Wenigens hatte ich an diesem Tag - ausnahmsweise könnte man fast sagen - meinen Stundenplan komplett geschafft und auch großteils recht produktiven Unterricht mit den Kindern auf die Reihe bekommen, so dass ich wenigens nicht ganz angenervt wieder nach Columbe zurück fuhr, wo ich erst 18 Uhr in meiner Familie ankam.

Am Dienstag durfte ich auch mehr oder minder ungestört meinen Stundenplan erfüllen und musste auch hier feststellen, dass man doch nicht nur mit einem Haufen hyperaktiver Kindchen sondern durchaus auch einigen talentierten Schülerchen arbeitet ( Zum Beispiel die Aufgabe in einer 5. Klasse: Ohne vorher die Zahlen auf Englisch wiederholt zu haben, die sie schließlich schon aus dem Vorjahr zu kennen meinten, selbige in der Form wie man sie spricht aufzuschreiben, was sie im Gegensatz zu ihrer Parallelklasse ohne "Ich kann das nicht", "Das geht nicht" und co. hinbekamen)

Mittwoch verlief ebenfalls recht ruhig und erfolgreich. Ich musste nur einen merkwürdigen Zeitungsartikel über die Inauguración verfassen, der aus 2 schon mehrere Jahre alten Artikeln zusammengestoppelt war. Das Merkwürdigste aber: er gibt nachträglich das Programm bekannt, wovon ich mir nur schwer den Informations- oder Unterhaltungswert vorstellen kann...
Am Nachmittag war ein Volleyballspiel angesagt, zu dem ich auch als einer der Pünktlichsten meiner Mannschaft eintraf, allerdings trotz eines noch nicht eingetroffenen Spielers nichtmal als Auswechsler eingeschrieben wurde. Das gute an dem Nachmittag: Am Donnerstag musste ich eh in Riobamba sein, weil die Leichtathletikwettbewerbe der Kinder anstanden UND ich habe die Bekanntschaft eines sehr interessanten und interessierten "Voluntärs" von der nahe Columbe gelegenen Gesamtschule (Unidad Educativa: wörtl. Bildungseinheit) gemacht: Er ist eigentlich kein Lehrer, lernt selbst erst seit 2 Jahren intensiv Englisch, gibt aber Englischunterricht für die Grundschüler (ABC singen, Zahlen und Farben lernen) und hilft beim Sportunterricht. Er hat mich gleich gebente, mit ihm ein wenig Englisch zu reden und seine Hausaufgaben einmal anzuschauen, ob es schwere Fehler gäbe. Und er möchte mich gern in seine Heimat einladen (in der südlichsten Küstenprovinz - El Oro).

Atletismo

Donnerstag begannen die Sportwettkämpfe der Schüler, natürlich erst nach etwa einer (gefühlt 3) Stunde großer Ansprachen, Danksagen und so: Zunächst die 1. Runde im 60 m Sprint, bei denen sich 2 Mädchen und ein Junge unserer Athleten für das Finale am nächsten Tag qualifizierten.
Darauf folgte 2.000 m Ausdauerlauf, den ein Junge und ein Mädchen meiner Schule souverän gewannen.
Wichtigste Erkänntnis des Tages: Es gibt ganze und andere Schulen (alle Schulen die weniger als 6 feste Lehrer haben (was einer für jede Klassenstufe wäre) heißen Pluridocente - oder Unidozente, wenn es nur einer sein sollte - alle die, wie meine Schule, "ausreichend" Lehrer haben heißen Escuela completa (vollständige Schule :D ).
Da den Rest des Tages die Schüler der "unvollständigen" Schulen wetteiferten gab es anschließend nichts weiter für uns zu tun...
Den Rest des Tages nutzte ich schonmal um unsere Wohnung mal wieder ein wenig in Ordnung zu bringen, zumal Ce für Freitag große Geburtstagsfeiergesellschaft eingeladen hat.

Freitag fanden also die übrigen Wettkämpfe statt und ich bin echt stolz auf die Leistungen "meiner Schülerlein": 2 mal Gold in Ausdauer, Gold in 6x 60 m Staffel der Mädchen, Silber und Bronze in Sprint der Mädchen, Bronze in Weitwurf Jungs, Bronze in Weitsprung Mädchen.
Das alles hieß für den Gesamtpokal: Gold bei den Mädchen und Bronze bei den Jungs und: nein es gab nicht nur 3 Schulen im Wettkampf in unserer Kategorie, bei der Staffel traten jeweils 9 oder 10 Mannschaften der verschiedenen Grundschulen an.

PS: Bilder folgen, aber auch in Ecuador gibt es offensichtlich Leute, die den Online-Rollenspielen anhängen und das Internet des gesamten Lokals verlangsamen.

9. Januar 2010

Here we go again

Die Zeit vergeht wie im Flug...

Schonwieder ist eine Woche Arbeit rum und wir sind schon mitten im Januar, langsam habe ich den Eindruck, mir bleibt nicht mehr allzuviel von meiner Zeit hier, und ich bin doch gerade erst gekommen.

Diese Woche begann erstmal mit einem verkürzten Montag, an dem ich leider nur meine Siebtklässler unterrichten konnte, weil die gesamte Lehrerschaft bereits 10:30 nach Cajabamba gefahren ist, um Señorita Olga beizustehen. Am Vortag war deren Mutter verstorben und so versammelten sich alle Leute, die die Mutter auch nur entfernt kannten oder mit den Angehörigen in engem Kontakt stehen um Abschied zu nehmen (Whiskey zu trinken und Bonbons zu essen). Besonders verwirrt hat mich dabei die Anwesenheit ganzer Schulklassen aus Grundschule und Colegio, von denen entweder ein Schülerchen oder der Lehrer irgendwie in Verbindung zu der Verstorbenen stand... Naja andere Länder andere Sitten, ich ging dann mit einigen Lehrern nachdem wir etwa eine Stunde in einem Raum mit dem offenen Sarg gesessen hatten (in den man nicht hineingucken musste und auch nicht konnte, weil er von zuvielen Gestecken umringt war).

Am Dienstag gab ich dann mehr oder weniger normal meine Stunden, wenn auch etwas durcheinander. Und dann wurde ich mehr oder weniger freiwillig zum Athletiktraining der Kinder abkommandiert, weil gerade fast die ganzen Klassen, die ich unterrichten wollte zum "Auswahlverfahren" für die Schulauswahl der Leichtathletik mussten.

Diese Auswahl bestand darin, dass (nach mäßiger Erwärmung) alle 80 vorausgewählten Kinderchen 3 mal das Fußballfeld absprinten durften und danach in jeder Runde die beiden Langsamsten aus jeder 5er-Gruppe elimiert wurden.
Am Ende blieben 12 Jungs und 13 Mädchen die dann in bereits 3 Wochen zum Athletikwettbewerb der Provinz in Sprint, Weitwurf, Ausdauer und Staffellauf beweisen müssen (aber nicht jeder in allem).

Außerdem wurde ich für die Lehrer-Mannschaft von Columbe aufgestellt, darf dann also Leichtathletik (alle Disziplinen), Fußball und Volleyball mitmachen...

Am Freitag habe ich dann (nach bestem Wissen) auch die Erwärmung der Athleten in die Hand genommen und ihnen noch ein paar Tips für den Tiefstart gegeben, wozu der verantwortliche Lehrer nicht so richtig in der Lage war, zumal er selbst ja nicht besonders sportlich ist... Ich bin mal gespannt wie sie sich machen werden (und ich).

Pausenversorgung für die Kinder gibt es immernoch nur am Kiosk, ich frage mich, wann endlich wieder die staatlich Schulverpflegung greift, oder ob es die allen Ernstes nur für drei-vier Monate gibt...

Am Donnerstag Nachmittag war ich mit Jaime zu den beiden entfernter gelegenen Feldern meiner Gastfamilie gelaufen:
Zum 1. liefen wir eine reichliche halbe Stunde stetig bergauf und dann noch eine weitere Stunde den Kamm entlang, um zu den Feldern zu gelangen, wo wir kurz nach meiner Ankunft das Stroh geholt hatten.
Grund des Ausfluges war, zu schauen, wie es den Pflanzen geht, weil in dem Becken, wo meine Gastfamilie wohnt auf einigen Feldern die Quinua-Pflanzen ein bisschen Frost abbekommen haben und eingehen, was ein ziemlicher Rückschlag für meine Familie wäre.
Von Januar I

Glücklicher Weise sind aber die Felder meiner Gastfamilie offensichtlich etwas günstiger gelegen und die Pflänzlichen wachsen ganz gut vor sich hin.
Von Januar I

Noch ein paar Eindrücke der Höhenwanderung in meiner Umgebung gibt es in dem Fotoalbum.

3. Januar 2010

Silvester ohne Sekt, aber mit Sand

Am Sonntag wollte ich dann also eigentlich gleich an die Küste fahren, einziges Problem: Die nächsten 2 Stunden waren die Busse aller Gesellschaften in Richtung Manta, das ich mir als erstes Ziel gesucht hatte, ausgebucht waren, also saß ich 2 Stunden am neuen Terminal in Quito und las.
Dann ging das Sitzen auch gleich weiter, und zwar ganze 8 Stunden im Bus, was vorallem nach dem Verlassen des Hochlandes (ob der Wärme) anstrengend wurde.

Als ich dann also in Manta landete, war ich überrascht, wie gross der Fischereiort ist und zugleich, wie wenig an einem beihnahe Ferien Sonntag in einem Küstenort lossein konnte.
Der Strand ist auch nicht so 100% berauschend, außer wegen der naheliegenden Umgehungsstrasse, die auch sämtliche "Strand"-Hotels von selbigem trennt. Ausserdem herrscht der Geruch nach Fisch überall in Wassernähe vor, was den Ort nicht gerade wesentlich sympatischer machen konnte.

Am nächsten Tag fuhr ich dann nach Bahía de Caraquez, der Ökostadt Ecuadors, die zahlreiche grüne Straßenzüge und eine gut gepflegte Strandpromenade bietet, aber mehr amerikanisches als ecuadoriansiches Flair auf mich ausstrahlte, auch wenn die Bevölkerung mehrheitlich immerhin Spanisch sprach.

Da es dort auch nicht so schön für einen Strandurlaub war, begab ich mich gleich am Dienstag Morgen nach Canoa, wo wir uns ohnehin alle für Silvester treffen wollten. Nach einer Surfstunde(bei der ich mir gleich für die ganze Woche den Rücken mit Sonne versorgt habe) und einem kleinen Strandspaziergang, traf ich mich mit den vielen DED-Freiwilligen, Lisa und anderen Deutschen, die auch gerade dort ihre freie Zeit genossen.
Von Silvester in Canoa

Die wenigen Stunden schlaf der darauffolgenden Nacht genoss ich mit frischer Meerluft in der Nase am Strand und wurde sogar noch bevor sich die Sonne richtig zeigte wach, um frisch in den neuen Tag zu starten. Anne und Martin waren auch schon seit 5 Uhr am Strand gewesen und so gingen wir erstmal alle zusammen frühstücken und genossen den Tag am Strand und den Abend wie den vorherigen in der Strandbar, tanzten barfuss im Strandsand und genossen die Wärme und die Freiheit des Urlaubs.

Silvester zog sich bis in die Stunden des Sonnenaufgangs am Neujahrstag, mit Lagerfeuern am Strand, einer tollen Trommelgruppe, übers Feuer springen, tanzen in der Bar und und und.

Am Freitag kam noch das Abenteuerchen Paragliding dazu, zumindest für Anne und Lisa, weil der Tag bis zum Aufstehen schon zu fortgeschritten war. Martin und ich folgten dann (diesmal mit ein klein wenig mehr Schlaf) am Samstag nach und so klang der Urlaub bis 12 Uhr nachts allmählich aus, und wir fuhren mit dem Nachtbus alle zusammen nach Quito, wo sich unsere Wege dann trennten. Heute früh gegen 10 kam ich wieder zu Hause an und kann dann morgen mit frisch getankter Energie (und vielleicht leichten Augenringen) wieder in den Arbeits"alltag" mit den Kindern durchstarten und mit den Eltern und Lehrern die Konkretisierung des Spielplatzes angehen.

Ich wünsche euch allen ein gutes, gesundes und erfolgreiches Jahr 2010.

Weihnachten ohne Tannenbaum

Direkt am 23.12. lud die Hälfte der Lehrer (die die Obhut über das Jesuskindchen hatten für das vergangene Jahr) die restliche Belegschaft zu dickem Abendessen ein, gegen meine Befürchtungen, war es aber wenigens nur ein (eigentlich 2) grosses Essen, bestehend aus Kartoffeln und Hühnchen sowie Reis und T-Bone-Steak und nem leck'ren Maiskolben.

Heiligabend und den 25.12. verbrachte ich mit meiner Gastfamilie in Columbe und es war echt schön oder bessergesagt interessant:

Am 24.12. führte ich als ja bereits erprobter Weihnachtsmann ein bisschen Bescherung durch und alle waren so gerührt, dass die Jungs mich glaube ich zum ersten Mal richtig gedrückt haben und mein Gastvater mit Tränen in den Augen tausendfachen Dank darüber äusserte, dass sie diese einmalige Chance haben, mich aufnehmen zu dürfen. Danach wurden noch 16 Cuys "geschlachtet" (also ich war nur beim Töten und Enthaaren dabei, aber das hat mir ehrlich schon gereicht, mit Rücksicht auf die Haustierliebhaber lass ich mich jetzt nicht in Details aus).

Am Nächsten morgen wurde auch noch der Hahn seinen Kopf kürzer gemacht und den gab es dann in der Suppe, ausserdem erklärte ich meinem Gastvater und Jaime, wie man Uno spielt und später nachmittags spielte ich mit allen Jungs ein paar Runden, was ihnen schon recht viel Spass bereitete und im Gegensatz zu den Abenteuern, die mir andere über Gastgeschwister und Uno erzählen konnten, verstand es meine Familie auch recht schnell.

Am Samstag hiess es 4:20 Uhr aufstehen und Tasche einräumen um gegen 6:00 Uhr in Riobamba in der Wohnung zu sein und mein Zeug einzuräumen, was ich mit zum Besuch bei meinem Gastonkel in Quito und anschliessend zum Silvesterurlaub an der Küste brauchte.
7:30 Uhr traf ich mich dann mit meinen Gasteltern und Ruben nach Quito, wo wir gegen 11 Uhr aufschlugen.
Dort waren auch gleich alle Frauen der Familie (Schwester und Schwägerin meines Gastvaters) sowie der Nachbarschaft fleissig mit kochen und braten für das Abendliche Festmahl zu Ehren des Jesuskindes der Nachbarschaft. Schliesslich war dieses meinem Gastonkel anvertraut und er hatte also auch das Kind in die Kirche zu tragen um es weihen zu lassen, wozu wir einmal quer durch Quito mussten, weil keine andere Kirche in der Nähe eine Messe abhielt. (Rückfahrt auf dem Pickup, bei Nieselregen inklusive)
Von Misa en Quito


Die versammelte Kleinnachbarschaft (insgesamt 8 Leute) Lies sich dann von 2 grossen Boxen in dem doch nicht soo grossen Raum beschallen, trank fleissig Kartonwein und schlug sich die Bäuche voll (bzw. die Tüten, weil sich grossteils keinen Hunger hatten.) Ich gesellte mich dann noch ein bisschen zu den Kindern, die sich vom Fernseher fesseln liessen und ging dann gegen Mitternacht auch schon ins Bett, weil ich am nächsten Morgen auch nicht allzu spät an die Küste aufbrechen wollte.

Wie ich am Sonntag Früh erfuhr, hatten die Herren der Runde gegen 3 Uhr nachts noch den richtigen Alkohol (Puro genannt) besorgt und sind wohl erst halb 4 ins Bett gekommen, weswegen mein Gastonkel (der Hausherr also) auch gegen 8 noch im Koma lag, als ich mich verabschiedete, und allen ein Stückchen Stollen hinterliess, zusammen mit ein paar Lebkuchenherzen.