So, nun melde ich mich auch mal wieder:
Die zweite und dritte Januarwoche verliefen schulisch ohne große Aufregungen, neben meinen Unterrichtsstunden in den 4.-7. Klassen, war ich hauptsächlich damit beschäftigt, Einladungen und Programme für die am 29.1. vollzogene Einweihung der rekonstruierten Aulas und der neuen Sanitäranlagen (die auch nach der Einweihung mit großem Tamtam immer noch nicht benutzt werden...) zu produzieren und ein wenig mit den Leichtathleten zu arbeiten.
Am Dienstag der 2. Januarwoche gab es ein Probetraining im Stadion in Riobamba, wo einfach mal alle Kinder ein bisschen üben durften, wenn es ob der vielen Kinder auch nicht wirklich sinnvolle war, hatten die Schülerchen so wenigens schonmal Kontakt mit der Tartanbahn und den Bedingungen dort.
Den Donnerstag fuhren wir (ich und die beiden Señores Marcelo zusammen mit den Leichtathletikkindern) nach Guamote, das ist die nächstliegende Cantónstadt und dort gibt es ein "Stadion", das eigentlich dieser Beschreibung so garnicht gerecht wird.
Wieder meiner Erwartung konnte man nichtmal dort unter annähernd wettkampfnahen Bedingungen (soll heißen: nicht auf eine Matte sondern in 'ne Sandgrube springend) Weitsprung üben, denn die Weitsprunggrube war leider randvoll mit Wasser geflutet...
Auch die 400m Bahn war schlimmer als jeder noch so vernachlässigte Sportplatz, der mir von zu Hause einfiele (die eine Hälfte matschig und die andere auf dem besten weg wieder ihre natürliche Vegetation zu gewinnen). Das einzig sinnvolle daran war, dass die Ausdauerläufer sich ans im Kreis laufen gewöhnen konnten und auch mehr oder weniger genau nur die 2 km statt der 4-5 km auf der Strecke die sie beim Üben in Columbe immer liefen.
Abgesehen von unzähligen Reperaturarbeiten, die jetzt plötzlich dringend wurden, gab es im Zusammenhang mit der Inauguración auch eine krasse Diskussion zwischen Eltern und Lehrerschaft: Die Lehrer, die stets extremst viel Wert auf Representation und groß aufgebauschte Feten legen hatten irgendwie eine Liste von 100 Speisegästen zusammengestellt die dann mit 5 $ pro Schüler gefüttert werden sollten (die übliche Ermäßigung, dass nur die ältesten beiden Kinder jeder Familie bezahlen müssen, galt natürlich) Allerdings sind selbst 10 $ unheimlich viel für eine durchschnittliche Familie wie meine.
Nach einer von den Lehrern noch mehrere Tage verfluchten Gesamtsitzung mit allen Eltern wurden die Programmspläne um einiges gekürzt und der Beitrag der Eltern konnte auf 5$ pro Familie reduziert werden, was schon eine erhebliche Erleichterung war. (Zitat eines Lehrers: "Das kommt davon wenn man die Eltern irgendwas entscheiden lässt").
Objektive Sicht der Sache: Ich habe in der Zeit genau 14 Einladungen für verschiedene Autoritäten gedruckt, von denen - wie ich jetzt weiß - mindestens 3 nicht kommen konnten.
Außerdem wurden nur noch ein Gastauftritt, der nichts mit der Schule zu tun hatte und ein professioneller Beschaller (der allerdings einen Freundschaftspreis von insgesamt etwa 20 $ für den ganzen Vormittag berechnete) organisiert, plus Essen (das ja nur in Rohzutaten eingekauft wurde) und alles - da dürften die Lehrer zu den Zahlungen der Eltern (etwa 130 Familien darf man wohl rechnen) nicht wirklich viel aus ihren Taschen gegeben haben...
Donnerstag der 3. Januarwoche waren die Leichtathletikwettbewerbe der Lehrerschaft des Cantón Colta, bei denen ich ja aufgestellt wurde.
Um den 5 Kilometer Ausdauerlauf habe ich mich sicherheitshalber (meiner Gesundheit zu liebe) gedrückt und den 400 Meterlauf habe ich verpasst, so dass ich nur in Weitsprung, 100 m Sprint und Staffellauf Silber holen konnte und im "Kugelstoßen" (3 Kilo, die die meisten natürlich einfach nur geworfen haben) irgendwo auf dem 5. oder 6. landete).
Am Freitag folgte noch ein Fußballspiel mit den Collegiolehrern aus Columbe (zu dessen Mannschaft ich ja gehöre). Wir gewannen, ohne dass ich auf meiner Mittelfeldposition viel gemacht hätte, 4:2.
Die darauffolgende Woche war ja unser obligatorisches Zwischenseminar, dass in der Zona de Intag (dem Nebelwald) in der "Nähe" von Otavalo stattfinden sollte, um auf dem Weg nach Otavalo noch ein wenig neues von Ecuador kennen zu lernen machten Anne, Philippa und ich noch einen Abstecher in das auch schon regenwaldnähere Mindo, wo es neben grünster Vegetation auch eine Schmetterlingfarm und Unmengen freilebender Colibris gibt (war echt die Reise wert und wir haben dort ein bisschen Tarzan gespielt: Canopy nennt sich dieses Abenteuer über den Wäldern, bei dem man mit Klettergurt und Rolle insgesamt einige Kilometer an 13 verschiedenen Stahlkabeln entlang "fliegt")
Am Montag brachen wir 14 Uhr auf um an unseren Seminarort Nangulvi zu gelangen, der mitten im Nebelwald an einem Fluss und Thermalquellen liegt (die man auch in an unsere Unterkunft angeschlossenen Becken genießen konnte). Allerdings setzte das Personal des Tourismuskomplexes (so nennt sich die Sache, wo wir untergekommen waren) sehr viel - oder besser wenig - Energie daran uns von dort durch 1. zu wenig und 2. zu trantütige Bedienung bei jeder Mahlzeit zu vertreiben. Gipfel des ganzen und finaler Abreisegrund waren nach Terpentin oder Schimmel oder ein bisschen von beidem schmeckende Brötchen, beim Frühstück am Mittwoch, die durch nichts ersetzt werden konnten, wodurch wir dann recht ungenährt in den Tag starten mussten und auch direkt nach dem Mittag von dort nach Otavalo flohen.
Der Inhalt des Seminares war insofern echt interessant, als dass man endlich mal ausführlich Gelegenheit hatte, sich mit den Voluntären aus anderen Projekten auszutauschen und organisatortische, wie finanzielle Sachen auszuwerten und näher zu diskutieren.
Diese Woche war vorallem hektisch: Am Montag erfuhr ich zu meiner absoluten Überraschung, dass am selben Nachmittag ein Basketballspiel mit der Lehrermannschaft in Riobamba anstünde, weshalb ich nicht genug Zeit hatte erst in meine Gastfamilie zu fahren, sondern erstmal gleich nach der Schule nach Rbb. zurückfuhr, was im Endeffekt auch keine so sinnvolle Entscheidung war, da ich 1. nie angespielt wurde und dann auch in der 2. Hälfte des Spiels ausgetauscht wurde bzw. allein die Defense übernehmen sollte, was mit sämtlichen Mitspielern auf der anderen Spielfeldseite ein etwas sinnfreies Unterfangen war, so dass die Mannschaft schließlich 20:26 verlor.
Wenigens hatte ich an diesem Tag - ausnahmsweise könnte man fast sagen - meinen Stundenplan komplett geschafft und auch großteils recht produktiven Unterricht mit den Kindern auf die Reihe bekommen, so dass ich wenigens nicht ganz angenervt wieder nach Columbe zurück fuhr, wo ich erst 18 Uhr in meiner Familie ankam.
Am Dienstag durfte ich auch mehr oder minder ungestört meinen Stundenplan erfüllen und musste auch hier feststellen, dass man doch nicht nur mit einem Haufen hyperaktiver Kindchen sondern durchaus auch einigen talentierten Schülerchen arbeitet ( Zum Beispiel die Aufgabe in einer 5. Klasse: Ohne vorher die Zahlen auf Englisch wiederholt zu haben, die sie schließlich schon aus dem Vorjahr zu kennen meinten, selbige in der Form wie man sie spricht aufzuschreiben, was sie im Gegensatz zu ihrer Parallelklasse ohne "
Ich kann das nicht", "
Das geht nicht" und co. hinbekamen)
Mittwoch verlief ebenfalls recht ruhig und erfolgreich. Ich musste nur einen merkwürdigen Zeitungsartikel über die Inauguración verfassen, der aus 2 schon mehrere Jahre alten Artikeln zusammengestoppelt war. Das Merkwürdigste aber: er gibt nachträglich das Programm bekannt, wovon ich mir nur schwer den Informations- oder Unterhaltungswert vorstellen kann...
Am Nachmittag war ein Volleyballspiel angesagt, zu dem ich auch als einer der Pünktlichsten meiner Mannschaft eintraf, allerdings trotz eines noch nicht eingetroffenen Spielers nichtmal als Auswechsler eingeschrieben wurde. Das gute an dem Nachmittag: Am Donnerstag musste ich eh in Riobamba sein, weil die Leichtathletikwettbewerbe der Kinder anstanden UND ich habe die Bekanntschaft eines sehr interessanten und interessierten "Voluntärs" von der nahe Columbe gelegenen Gesamtschule (Unidad Educativa: wörtl. Bildungseinheit) gemacht: Er ist eigentlich kein Lehrer, lernt selbst erst seit 2 Jahren intensiv Englisch, gibt aber Englischunterricht für die Grundschüler (ABC singen, Zahlen und Farben lernen) und hilft beim Sportunterricht. Er hat mich gleich gebente, mit ihm ein wenig Englisch zu reden und seine Hausaufgaben einmal anzuschauen, ob es schwere Fehler gäbe. Und er möchte mich gern in seine Heimat einladen (in der südlichsten Küstenprovinz - El Oro).
Donnerstag begannen die Sportwettkämpfe der Schüler, natürlich erst nach etwa einer (gefühlt 3) Stunde großer Ansprachen, Danksagen und so: Zunächst die 1. Runde im 60 m Sprint, bei denen sich 2 Mädchen und ein Junge unserer Athleten für das Finale am nächsten Tag qualifizierten.
Darauf folgte 2.000 m Ausdauerlauf, den ein Junge und ein Mädchen meiner Schule souverän gewannen.
Wichtigste Erkänntnis des Tages: Es gibt ganze und andere Schulen (alle Schulen die weniger als 6 feste Lehrer haben (was einer für jede Klassenstufe wäre) heißen
Pluridocente - oder
Unidozente, wenn es nur einer sein sollte - alle die, wie meine Schule, "ausreichend" Lehrer haben heißen
Escuela completa (vollständige Schule :D ).
Da den Rest des Tages die Schüler der "unvollständigen" Schulen wetteiferten gab es anschließend nichts weiter für uns zu tun...
Den Rest des Tages nutzte ich schonmal um unsere Wohnung mal wieder ein wenig in Ordnung zu bringen, zumal Ce für Freitag große Geburtstagsfeiergesellschaft eingeladen hat.
Freitag fanden also die übrigen Wettkämpfe statt und ich bin echt stolz auf die Leistungen "meiner Schülerlein": 2 mal Gold in Ausdauer, Gold in 6x 60 m Staffel der Mädchen, Silber und Bronze in Sprint der Mädchen, Bronze in Weitwurf Jungs, Bronze in Weitsprung Mädchen.
Das alles hieß für den Gesamtpokal: Gold bei den Mädchen und Bronze bei den Jungs und: nein es gab nicht nur 3 Schulen im Wettkampf in unserer Kategorie, bei der Staffel traten jeweils 9 oder 10 Mannschaften der verschiedenen Grundschulen an.
PS: Bilder folgen, aber auch in Ecuador gibt es offensichtlich Leute, die den Online-Rollenspielen anhängen und das Internet des gesamten Lokals verlangsamen.