Am 1. Juni, der auch hier der eigentliche Kindertag ist, war die größere (will sagen ältere) Hälfte der Schule nach Cajabamba, Cantonhauptstadt von Colta, ausgeflogen, um dort an einem Turnprogramm teilzunehmen, das für und von allen Schulen der Region veranstaltet wurde. Da man mich nicht mit dorthin nehmen wollte, kann ich leider nichts genaueres darüber berichten - nur war ich recht erschrocken zu hören, dass die etwa 25 Kinder, die unsere Schule dort repräsentierten, schon wieder eine neue Uniform dafür brauchten.
Das bedeutete für die jeweiligen Eltern, dass sie zwingend 5 $ dafür löhnen mussten, dass ihr Kind Talent hat... und das ist leider nicht nur in meiner Schule Gang und Gebe, wobei 5 $ auch noch zu vernachlässigen sind, gegen andere Sachen, die ich hier aus Riobamba gehört habe.
Der darauffolgende Tag war für das Programm unserer Schule veranschlagt.
Eine Woche zuvor waren die Lehrer scheinbar zufällig über ihre Kalender gestolpert und hatten festgestellt, dass der Kindertag bevorsteht. Außerdem wurde gleich noch ein Schlachtplan erarbeitet, wie man sich den Kindergarten von Columbe einverleiben könnte, um den sich im Kampf um die Erstklässler gegen die andere Schule im Ort behaupten zu können und das neue Bildungsgesetz zu erfüllen, nach dem jede Schule auch ein Vorschuljahr anbieten muss.
Kindertag |
Erstmal herzlich allen danken, die Kinder rumstehen lassen und noch ausschimpfen, dass sie unruhig werden.
Danach durfte jede Klasse ein paar Minütchen irgendein Spielchen vorspielen, von Sackhüpfen bis Reise nach Jerusalem war ziemlich alles ausgelutschte vertreten, aufgelockert durch etwas spannendere Ideen, wie Kürbisschupsen, Cuy-Jagd oder die Lehrer Eier werfen zu lassen. Während dessen waren die restlichen Kinder auf ihre Plätze gefesselt.
Im Anschluss wurden noch die Kinder des Kindergartens, die seit Programmbeginn, genau wie alle anderen, nur rumsaßen, in einem Fussballspiel gegen die kleinsten aus der Schule involviert.
Darauf folgten für Vertreter jeweils zweier Klassenstufen noch kleine Wettbewerbe - Wettessen und ein Hindernislauf, der irgendwie überhaupt nicht funktioniert hat, weil weder Lehrer noch Schüler das geringste Interesse dafür zeigten und lieber schonmal das Essen genossen - das zur Feier des Tages *festhalten... TÄÄÄTÄÄTÄHH* mit nem Becherchen Limon für jedes Kind begleitet wurde und ansonsten (aus Rache dafür, dass die Eltern den Lehrern nichts Tolles zu Essen zum Tag des Lehrers machen wollten) eigentlich dem normalen Schulessens-Reis, außer dass jeder noch ein Ministück Hühnchen in seinem Risoto finden konnte (mit Glück).
Vergangene Woche wurden dann noch zwei Sessionen über die Finanzen abgehalten:
Die erste unter Ausschluss von Sonia, deren Mann Supervisor ist und außerdem scheint sie die einzige zu sein die moralische Probleme damit hat, sich das Geld der Eltern in die eigene Tasche zu schaufeln. In der die Hauptdiskussion sich darauf belief zu entscheiden, was Sonia wissen darf und was ihr vorenthalten wird, so dass es trotzdem noch schlüssig bleibt.
Am nächsten morgen habe ich kurz mit Sonia geredet - natürlich ohne ihr Details der Session zu verraten, aber sie weiß glaube ich ohnehin was da läuft - und war positiv überrascht, von einem Lehrer zu hören, dass dieser ganze Uniformenwahn und Representationszwang nicht wirklich nötig ist. Im Gegenteil meinte sie sogar, dass die anderen sich bei jeder Uniform oder sonstwas, dass sie von den Eltern fordern, mindestens einen Dollar in ihre Taschen wandern lassen.
Sehr gut fand ich die Bemerkung von Sonia, die ich im Vorübergehen aus der Session aufschnappen konnte, nachdem der Direktor Sr. Luis wiederholt andeutete, dass man das ordentlich machen muss, falls mal die Kontrolleure kommen: "Sollten wir das nicht eher aus unserem eigenen Anspruch ein reines Gewissen in diesen Angelenheiten zu haben, machen, egal ob man uns kontrolliert oder nicht" - selbige wurde nur kurz beschwiegen und dann übergangen.
Einen weiteren Tag habe ich damit verbracht jede Klasse, samt Lehrer für ein Klassenfoto mit mir zusammen zusuchen, dass ich als Andenken jedem Kind zum Abschied schenken möchte. In Einzelfällen hat das schon über eine Stunde gedauert, eh die Kinder und Lehrer vom Ausflug zum Kämmen wieder eingetrudelt waren (nein, die Sanitäranlagen sind nicht so weit weg)...
Ich hoffe kein zu schreckliches Bild zu vermitteln, aber in den letzen Wochen fallen mir hier immer mehr Sachen auf, die einfach nur schief laufen...
PS: Ein paar mehr Bilder bleibe ich noch schuldig, hole ich hoffentlich bald nach!!!
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