Herzlich Willkommen

Hola!

Ich heiße Denis Kirchhübel und möchte euch auf dieser Seite über Projekte, die ich im Lauf meines Jahres als Freiwilliger in Ecuador durchgeführt habe, berichten.

Dank des Projektes "weltwärts" des BMZ habe ich die Gelegenheit bekommen von August 2009 bis zum August 2010 ein Jahr in Ecuador die Kultur und die Menschen kennen zu lernen und meinen kleinen Beitrag zur interkulturellen Zusammenarbeit zu leisten.
=>Zur Homepage

11. September 2009

Die erste Woche Schule

(Oder wie die Uhren hier ticken)
Montag morgen wurde ich also kurz nach 6 Uhr von einer Lehrerin meiner Schule (Luz-Maria) an unserer Haustuer überfallen (Ich hatte mir eingebildet, wir haetten 6:30 vereinbart und war deshalb noch in aller Ruhe mit aufraeumen und in eben diesem Moment mit Muellrausstellen beschaeftigt). Dann warteten wir etwa 15 Minuten auf eine zweite Lehrerin, die uns im Privattaxi (Auto ihres Nachbarn) abholte. Dann waren wir am Nächsten Haltepunkt, einem Kreisverkehr etwas am Rand von Riobamba wieder mit Warten beschäftigt, mittlerweile zu viert (Señorita Sonia war auch zu uns gestoßen). Ca. eine weitere Stunde spaeter kamen wir dann in der Schule an, wo trotz Schulbeginn 7:15 Uhr kaum etwas los war und Lehrer, Eltern und Schülerchen quer durcheinander standen, rannten oder sonstigen Beschäftigungen nachgingen.
Sonia hat sich scheinbar mehr oder weniger meiner angenommen und nicht nur die ganze Busfahrt (mit verschiedenen Fragen ueber Deutschland und anderes) mit mir Kontakt aufgenommen, sondern mich gleich mit in ihre "Aula" (Klassenzimmer) genommen, wo ich dann geduldig dem ganzen Treiben zusah und schließlich auch meine Gastmutter und ihre 3 Söhne begruessen konnte, die noch mit ziemlicher Schuechternheit beäugten, wen sie da aufnehmen sollten... Hinterher erklaerte mir Sonia, dass die Mutter noch nicht auf mich eingestellt gewesen sei, und erst überzeugt werden musste, mich mitzunehmen, auch wenn ich den Eindruck dann zu Hause garnicht hatte...
Gegen 8:30 Uhr hatten sich dann offensichtlich genug Schüler eingefunden, um den Tag zu beginnen und alle mussten sich nach Klasse (und innerhalb derer nach Geschlecht) in Reihen aufstellen um zunächst die Nationalhymne zu singen. Darauf folgten Unzählige Reden, Belehrungen, Begrüßungen (unter anderem meiner Wenigkeit) und sonstigen Ansprachen irgendwelcher Lehrer und Personen, die mehr oder minder eingeplant erschienen (nach dem 3. Tagesordnungspunkt, der Rede des Direktors, hatte man das Ansagen der Punkte aufgegeben, weil noch unberechnete Redner aufgetaucht waren).
Das ganze zog sich schätzungsweise 2 Stunden, in denen die Schueler alle samt in praller Sonne stehen mussten und ich mir den ersten wunderbaren Sonnebrand geholt habe.
Danach ist meine Gastfamilie, mit mir im Schlepptau, nach Hause gegangen. Auf dem Weg hat Ruben, der kleinste von den dreien - 8 Jahre alt, die ganze Zeit meine Hand gehalten und meine helle Armbehaarung bewundert. Dann hat Carlos, der größte - noch 11 Jahre, versucht meinen Rucksack, der die Klamotten fuer eine Woche und meinen Schlafsack beherbergte, zu tragen. Der mittlere heisst Alex und ist 9 Jahre alt. Zuhause saß ich dann erstmal ein bisschen erschöpft in der Kueche rum (ein extra Hüttchen mit Gasherd, Kuehlschrank, und einem Tisch mit 2 Baenken). Als der 4. im Bunde, Cayme - Cousin der anderen 3 - vom Colegio (weiterführende Schule über 6 Jahre, die Escuela in der ich arbeite geht vom 2. bis zum 7. Jahr der Grundbildung, das erste ist wohl Kindergarten) heimkam, gab es dann ein Süppchen zum Mittag, das Kartoffeln enthielt, die ein bisschen nach Erde schmeckten, aber das scheint normal zu sein und im Lauf der Woche habe mich auch daran gewöhnt. Der Rest des Tages war (Fuß)Ball spielen und kurz die Kühe zum Nachbarn führen, weil es bei uns gerade kein Wasser gab.
Abends kam dann auch der Vater von der Traktorarbeit auf dem Feld der Cooperativa (scheint mir soetwas wie LPGn bei uns zu sein) heim und dann gab es Abendessen (wieder Suppe, aber etwas andere)... wegen Müdigkeit war dann der Abend für mich nicht mehr lang und ich habe mich dann bald ins Bett verabschiedet, was man auf dem Land sowieso gegen 8 Uhr macht (die ganzen Jungs und ich schlafen in einer anderen Huette, in der Naehe der Kueche, wo ich ein kleines Zimmerchen fuer mich habe, dann gibt es noch eine Klohuette unterhalb der Kueche, eine alte Kueche in der Meerschweinchen gehalten werden und ueber Strohfeuer gekocht wird, daneben ein Duschhaeuschen, weiter ein Haeuschen, in dem die Eltern schlafen und die Klamotten sind, und schliesslich noch eine Huette in der Baumaterial und soetwas zu lagern scheinen.) Achja und Caymes Mutter war zu Besuch, die die ganze Zeit ein kleines Kind auf dem Ruecken mit sich rumtrug und ein wenig geholfen hat, mit den Tieren und so.

Der Dienstag hatte mehr oder weniger 2 Stunden Unterricht, die erste sollte ich dem Unterricht einer 7. Klasse (der von Carlos) beiwohnen, deren Lehrer zwar verstand, dass ich gern erstmal wuesste, wie man hier den Unterricht macht, aber der Meinung war, ich koenne ihm ja trotzdem etwas "helfen". Das stellte sich dann so dar, dass wir erstmal die Baenke aus der vorherigen Aula (die Schule war zum Teil umgebaut worden) umraeumten und der Lehrer dann meinte, ich solle bitte zur Zeitueberbrueckung ein wenig Englisch mit den Kindern machen... Das hat auch relativ viel Spass gemacht, da zumindest die Jungs schon einiges wussten und begeistert mitgemacht haben, die Maedchen waren noch etwas schuechtern, haben sich dann aber beim Anschreiben der Zahlen sogar getraut mitzumachen, nachdem sie erkannt hatten, dass im Prinzip das selbe System wie im Spanischen dahintersteckt. 5 Minuten vor Stundenende (die hier mehr oder minder 90 Minuten dauern sollten, aber stark von der Laune des Lehrers abhaengig - Klartext: meistens kuerzer weil Kaffeepause oder sonstwas) kam der Lehrer dann wieder um Wochentage, Monatsnamen, die Zahlen und das Alphabet (das ich in Pseudo-Lautschrift angepinselt hatte, dann aber nicht mehr verwenden konnte) im Chor nachsprechen zu lassen... (mit grausamer Aussprache, ich musste mir echt das Lachen verkneifen...)
Dann wurde erstmal der Computación-Lehrer ausfuerhlich begruesst und die Le
Danach wurde ich vor eine andere Klasse gestellt, im Grunde genauso, dass sich der Lehrer wieder verdrueckt hat und mich machen lassen hat... Diesmal war es eine 3. Klasse, die keine Ambitionen hatte meinem miesen Spanisch zu gehorchen und lieber Papierflieger gebastelt hat. Ende vom Lied: Ich habe mitgebastelt, noch Schiffe zum Arsenal hinzugefuegt und vermutlich vergeblich versucht die englischen Worte dafuer einzubringen.

Am Nachmittag habe ich mich dann relativ viel mit dem Vater unterhalten, der ganz interessiert danach gefragt hat, was denn bei uns alles so angebaut wuerde (hier hauptsaechlich Quinua, das neben dem Eigenbedarf nach Europa und in die USA exportiert wir und ein wenig Gerste und noch anderes Graszeug, fuer die Tiere - bei meiner Familie Meerschweinchen, 2 Bullen, eine Kuh, ein Esel, ein Schwein, Huehner und 2 Hunde und eine Katze, die sich aber eher von Kuechenresten ernaehren.)

Mittwoch wohnte ich in der ersten Stunde dem Unterricht von Señorita Sonia bei, schrieb das Kurzdiktat der 4.Klaessler mit und die vielen Zahlen, die die gerade lernen. Zwischendurch, kamen immer wieder andere Klasse um Sonia kennen zu lernen und mussten dann auch ermahnt werden den Señor (wer weiss wie er heisst?) zu begruessen -> Buenos Dias Señor Dehniis was sich dann auch nach der Schule fortsetzt, auf dem Heimweg wird mir immer mal mein Name hinterher gerufen oder es kommen kleine Grueppchen von Kindern hinter mir hergestuermt und rufen nach mir^^ und natuerlich verpasst kein Kind die Gelegenheit an meinem Arm zu haengen oder in anderer Weise meine Blaesse zu bestaunen (an den Haaren auf dem Kopf oder auf dem Arm ziehen ist auch sehr beliebt :( )
Den Rest des Schultages verbrachte ich mit der Sysiphusarbeit schlechthin, Computerreinigen, in einem Raum, dessen Wellblechdach keinen Giebel hat, mit der Folge dass sowieso bei naechster Gelegenheit wieder alles mit Staubbedeckt ist. Dann wurden die noch kurz angestoepselt um festzustellen, dass 2 der Steckdosen im Boden nicht funktionieren und einer ein kleines Hardwareproblem hat.. das aber definitiv keines ist (der Compu-Lehrer hat nur bedingt Ahnung, aber mir fehlen noch die Worte um klarzustellen, dass ich schon weiss wie die Dinger arbeiten). Witzig ist auch, dass der Computer fuer alle hier aus Monitor, Tastatur, Maus und CPU (das was eigentlich erst der Computer ist) besteht.

Zu Hause hatte ich dann noch die Gelegenheit das ganze Terrain der Familie zu begehen (noch eine ganze Ecke den Huegel hinauf gibt es noch 1-2 Felder, die Caymes Vater gehoeren und im Moment nicht bestellt werden.) Ausserdem wird hier ohne Chemikalien angebaut und auch darauf geachtet, den Boden nicht auszulaugen, also gibt es trotz hervorragenden Klimas hoechstens 2 Ernten im Jahr.
Dann hat mich Cayme noch den Nachbarn vorgestellt. Als wir gerade gemuetlich zusammensassen, habe ich beschlossen die Gastgeschenke zuverteilen, die der ganzen Familie die Worte nahmen und vorallem die Packung Pralinen von Lindt rief riesige Begeisterung hervor, die Mutter meinte sogar mir dafuer das Haus zu ueberlassen, so koestlich sei das. Das Taschenmesser hat den Vater ebenfalls fasziniert und der Kartoffelschaeler wurde nach kurzer Instruktion gleich von Ruben in Beschlag genommen, der trotz der neuen Technik, allenfalls 2-3 Kartoffeln geschaelt bekam, waehrend sein Bruder und die Mutter zusammen einen ganzen Eimer bewaeltigten. Am Abend kam der andere Bruder des Vaters, der in Quito wohnt, vorbei um einige kleine Restaurationsarbeiten am Haus zu machen, so wurde der Lichtschalter in meinem Zimmer mit der Wand verbunden (vorher hing der nur so rum) und die Kabel in einem Kabelschacht verstaut, was insgesamt bis etwa 21 Uhr dauerte und damit schon weit ueber meine Schlafenszeit hinausging.
Am naechsten Morgen gingen die Arbeiten dann schon gegen 5:00 los, obwohl ich doch eigentlich bis etwa 5:45 schlafen koennte. Donnerstag kommen aber nur ganz wenige Busse an der Kreuzung nach Columbe (die etwa einen Kilometer entfernt ist) vorbei, weil in Guamote, naechster groesserer Ort, grosser Markt ist, was zur Folge hat, dass wir ohnehin laufen muessen, was eben ein bisschen mehr Zeit braucht.
Vor einem Laden in Columbe hielt mich auch gleich noch eine ältere Dame an, und fragte mich fast vorwurfsvoll, warum ich denn nicht auch in der anderen Escuela in Columbe unterrichte und wo man denn mal mit mir sprechen kann, weil das doch echt super waere, wenn ich den Kindern dort auch was beibringen könnte (Ich ziehe das auch echt in Betracht, wenn ich mich ein bisschen besser eingewöhnt habe)
In der Schule war dann meine Hauptbeschäftigung, den ganzen Schultag lang die Matriculas (Einschreibelisten mit Schülernamen, Geburtsdaten, Elternnamen und deren Wohnort) fuer mindestens 200 Schüler in den Rechner hämmern, weil sich sonst keiner dafür verantwortlich gefühlt hat und das auch bisher nie wirklich ordentlich gemacht wurde...
Jedenfalls war an dem Schultag nicht viel los. Nachmittags beim heimkommen, war die ganze Schlafhütte plötzlich orange von innen (der Onkel hatte den Tag damit zugebracht, die zu streichen). Nachdem ich mich etwas regeneriert hatte, nahmen mich meine Gasteltern dann mit nach Guamote, dem nächsten größeren Ort in dem auch Kayme aufs Collegio geht, wo Donnerstags großer Markt ist und der Großeinkauf fürs Wochenende getätigt wurde (Ich war auch mächtig stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, Orangen für einen Dollar zu bezahlen (nicht viel für einen Gesamteinkauf von sicher 20 $ aber immerhin deckt das hoffentlich langsam die vielen Fahrtkosten, die sie immer fuer mich bezahlen)) Orangen, Bananen, Eier, Gemüse und Schaffleisch wanderten in einen großen Plastiksack, den sich die Mutter mit einem Tuch auf den Rücken gebunden hat.
Irgendwann in der Nacht hat sich der Onkel verkrümelt (Das muss wohl normal sein, unter den Geschwistern des Vaters, wie der mehrfach festgestellt hat).
Der nächste Schultag war auch nicht viel abwechslungsreicher als der Donnerstag, ich war die ersten beiden Stunden mit Abtippen beschäftigt und danach hatten offensichtlich die ganzen Lehrer kein Bock mehr zu unterrichten (der Sportlehrer meinte es sei schließlich Freitag und da wird nicht gearbeitet - zu einem Schülerchen...) und 7 von ihnen forderten mich zum Basketballspielen auf, das sich dann 1 Stunde hinzog und für mich trotz verhältnismäßig geringer Bewegung übelst anstrengend war.
Zum Mittag sollte ich dann unbedingt nochmal nach Hause (meine Familie wollte mich ja eigentlich schon fürs Wochenende behalten, aber ich konnte sie überzeugen, dass ich etwas Erholung vom vielen Spanischsprechen brauche), also bin ich dann nach kurzer Stärkung zusammen mit dem Vater nach Riobamba gefahren, der in der Schulbehörde die Utensilienliste abgleichen musste, um die staatliche Unterstützung für Schulmittel zu bekommen.
Auf den letzten Metern zum Freiwilligenhaus kamen mir dann Philippa und Celeste entgegen, die der Meinung waren ich sähe fertig aus (wie kams nur :D). Und damit ging dann auch eine ereignisreiche Woche zu Ende...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen