Herzlich Willkommen

Hola!

Ich heiße Denis Kirchhübel und möchte euch auf dieser Seite über Projekte, die ich im Lauf meines Jahres als Freiwilliger in Ecuador durchgeführt habe, berichten.

Dank des Projektes "weltwärts" des BMZ habe ich die Gelegenheit bekommen von August 2009 bis zum August 2010 ein Jahr in Ecuador die Kultur und die Menschen kennen zu lernen und meinen kleinen Beitrag zur interkulturellen Zusammenarbeit zu leisten.
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24. Juni 2010

No te vaayaaas! - Geh nicht!

...das sind die Worte, die ich eine Woche lang von ganz vielen Kinderchen und einigen Eltern, wie auch Lehrern gehoert habe.
Erschreckend, wie schnell die Zeit vergangen ist. Nun ist das Schuljahr im ganzen ecuadorianischen Hochland vorbei und ich habe somit Ferien.

In einer grossen Elternversammlung wurde den Eltern offenbart, dass das auch bedeutet, dass ich mich schon von der Schule und der Gemeinder verabschiede. Voellig unvorbereitet sollte ich dann auch noch ein paar Worte an die Eltern richten, in denen ich mich vorallem dafuer bedankt habe, dass man mich so herzlich in der Schule und der Gemeinde aufgenommen hat, dass die Eltern und Lehrer sich immer ein wenig um mich gesorgt haben undundund... Anschliessend gab es noch eine Abstimmung ob man einen kleinen Beitrag dafuer geben moechte, den Abschied von mir zu arrangieren (ein Geschenk).
Das hatte dann zur Folge, dass eine Abordnung der Lehrer mich nach Guano verschleppt hat, wo ich mir etwas aus einem Lederfabriksladen aussuchen sollte, das mir als Andenken gefiele. Ich entschied mich fuer eine Ledertasche und ueberzeugte meine Lehrer, dass es doch schoen waere sich seitens der Schule noch mit einer Kleinigkeit bei meiner Gastfamilie zu bedanken. Die Lehrer suchten daraufhin einen kleinen Geldbeutel fuer meinen Gastvater und einige dekorative Kuechen-Utensilien fuer meine Gastmutter heraus.

Mein letzter Tag in der Schule, bzw. die Verabschiedung lief etwas unkoordiniert:
Schon am Vorabend konnte mir keiner richtig sagen, ob ich jetzt meine Gastmutter einladen soll und zu welcher Uhrzeit und wie der Nachmittag gedacht waere, von dem ich schon wusste, dass die Lehrer noch eine Mahlzeit in Riobamba geplant hatten.
Und auch das eigentliche Programm war untypischer Weise gar nicht geplant, jeder Lehrer, der Lust hatte, ergriff kurz das Wort um sich bei mir zu bedanken, mir viel Glueck zu wuenschen. Marcelo T., mit dem ich am besten von den Lehrern klarkam, erklaerte den Kindern, dass ich versprochen habe, sobald ich mit meinem Studium fertig bin, auf Besuch vorbei zu kommen und zu sehen, wie es ihnen geht (was auch in etwa der Wahrheit entspricht - aber man weiss ja nie, was das Leben so mit einem vorhat).
Auch meine Gastmutter bedankte sich noch - fast unter Traenen - bei mir fuer die schoene Zeit, bei Sonia, dass sie mich ausgerechnet dieser Familie anvertrauen wollte.
Nachdem die Lehrer mit ihrem Programm fertig waren, fand ich mich ploetzlich von einer riesen Horde Kinder umzingelt, die der Meinung waren mich herumtragen zu muessen. Nach kurzer Diskussion, dass sie das niee schaffen wuerden, fand ich mich "gefaellt" auf bestimmt 40 Kinderhaenden wieder, die mich 2 Runden ueber den Sportplatz trugen:
Von No te vayas
Abgesehen von dem Abschiedsgeschenk, dass ich allen Eltern zu verdanken hatte, schenkte mir eine Siebtklaesslerin noch eine Muetze, nur von sich aus, was mich ueberraschte und gleichermassen freute.
Von No te vayas
Und natuerlich wollte am liebsten noch jedes Kind und jeder Lehrer ein persoenliches Foto nur mit mir, die ich dann noch schnell alle auf dem Schulcomputer zurueckliess, bevor mich die Lehrer nach Riobamba zum Essen verschleppten.

13. Juni 2010

Kindertag und was sonst noch so aus Columbe zu berichten ist

Leider mit ein wenig Verspätung möchte ich noch über das Kindertagsprogramm in der Schule berichten:

Am 1. Juni, der auch hier der eigentliche Kindertag ist, war die größere (will sagen ältere) Hälfte der Schule nach Cajabamba, Cantonhauptstadt von Colta, ausgeflogen, um dort an einem Turnprogramm teilzunehmen, das für und von allen Schulen der Region veranstaltet wurde. Da man mich nicht mit dorthin nehmen wollte, kann ich leider nichts genaueres darüber berichten - nur war ich recht erschrocken zu hören, dass die etwa 25 Kinder, die unsere Schule dort repräsentierten, schon wieder eine neue Uniform dafür brauchten.
Das bedeutete für die jeweiligen Eltern, dass sie zwingend 5 $ dafür löhnen mussten, dass ihr Kind Talent hat... und das ist leider nicht nur in meiner Schule Gang und Gebe, wobei 5 $ auch noch zu vernachlässigen sind, gegen andere Sachen, die ich hier aus Riobamba gehört habe.

Der darauffolgende Tag war für das Programm unserer Schule veranschlagt.
Eine Woche zuvor waren die Lehrer scheinbar zufällig über ihre Kalender gestolpert und hatten festgestellt, dass der Kindertag bevorsteht. Außerdem wurde gleich noch ein Schlachtplan erarbeitet, wie man sich den Kindergarten von Columbe einverleiben könnte, um den sich im Kampf um die Erstklässler gegen die andere Schule im Ort behaupten zu können und das neue Bildungsgesetz zu erfüllen, nach dem jede Schule auch ein Vorschuljahr anbieten muss.
Kindertag
Das Programm an sich war wieder typisch ecuadorianisch:
Erstmal herzlich allen danken, die Kinder rumstehen lassen und noch ausschimpfen, dass sie unruhig werden.

Danach durfte jede Klasse ein paar Minütchen irgendein Spielchen vorspielen, von Sackhüpfen bis Reise nach Jerusalem war ziemlich alles ausgelutschte vertreten, aufgelockert durch etwas spannendere Ideen, wie Kürbisschupsen, Cuy-Jagd oder die Lehrer Eier werfen zu lassen. Während dessen waren die restlichen Kinder auf ihre Plätze gefesselt.

Im Anschluss wurden noch die Kinder des Kindergartens, die seit Programmbeginn, genau wie alle anderen, nur rumsaßen, in einem Fussballspiel gegen die kleinsten aus der Schule involviert.

Darauf folgten für Vertreter jeweils zweier Klassenstufen noch kleine Wettbewerbe - Wettessen und ein Hindernislauf, der irgendwie überhaupt nicht funktioniert hat, weil weder Lehrer noch Schüler das geringste Interesse dafür zeigten und lieber schonmal das Essen genossen - das zur Feier des Tages *festhalten... TÄÄÄTÄÄTÄHH* mit nem Becherchen Limon für jedes Kind begleitet wurde und ansonsten (aus Rache dafür, dass die Eltern den Lehrern nichts Tolles zu Essen zum Tag des Lehrers machen wollten) eigentlich dem normalen Schulessens-Reis, außer dass jeder noch ein Ministück Hühnchen in seinem Risoto finden konnte (mit Glück).


Vergangene Woche wurden dann noch zwei Sessionen über die Finanzen abgehalten:

Die erste unter Ausschluss von Sonia, deren Mann Supervisor ist und außerdem scheint sie die einzige zu sein die moralische Probleme damit hat, sich das Geld der Eltern in die eigene Tasche zu schaufeln. In der die Hauptdiskussion sich darauf belief zu entscheiden, was Sonia wissen darf und was ihr vorenthalten wird, so dass es trotzdem noch schlüssig bleibt.

Am nächsten morgen habe ich kurz mit Sonia geredet - natürlich ohne ihr Details der Session zu verraten, aber sie weiß glaube ich ohnehin was da läuft - und war positiv überrascht, von einem Lehrer zu hören, dass dieser ganze Uniformenwahn und Representationszwang nicht wirklich nötig ist. Im Gegenteil meinte sie sogar, dass die anderen sich bei jeder Uniform oder sonstwas, dass sie von den Eltern fordern, mindestens einen Dollar in ihre Taschen wandern lassen.

Sehr gut fand ich die Bemerkung von Sonia, die ich im Vorübergehen aus der Session aufschnappen konnte, nachdem der Direktor Sr. Luis wiederholt andeutete, dass man das ordentlich machen muss, falls mal die Kontrolleure kommen: "Sollten wir das nicht eher aus unserem eigenen Anspruch ein reines Gewissen in diesen Angelenheiten zu haben, machen, egal ob man uns kontrolliert oder nicht" - selbige wurde nur kurz beschwiegen und dann übergangen.


Einen weiteren Tag habe ich damit verbracht jede Klasse, samt Lehrer für ein Klassenfoto mit mir zusammen zusuchen, dass ich als Andenken jedem Kind zum Abschied schenken möchte. In Einzelfällen hat das schon über eine Stunde gedauert, eh die Kinder und Lehrer vom Ausflug zum Kämmen wieder eingetrudelt waren (nein, die Sanitäranlagen sind nicht so weit weg)...

Ich hoffe kein zu schreckliches Bild zu vermitteln, aber in den letzen Wochen fallen mir hier immer mehr Sachen auf, die einfach nur schief laufen...

PS: Ein paar mehr Bilder bleibe ich noch schuldig, hole ich hoffentlich bald nach!!!