Man mag es ja beinahe nicht glauben, aber ich lebe noch... Verzeihung, dass ich seit einiger Zeit nicht geschrieben habe, aber es war einfach zu viel los, was ich dann jetzt wohl aufzuholen versuchen werde:
Also die letze Oktoberwoche:Am Montag habe ich ja endlich mit dem richtigen Unterricht angefangen und prompt die Zeit verpasst
?, was den Sr. Luis natürlich nicht weiter gestört hat, schließlich musste er sich so weniger mit seiner Klasse beschäftigen. Nachteil des ganzen war nur, dass ich die andere 7. Klasse nicht mehr zu unterrichten geschafft habe. Aber meine Unterrichtsidee mit den Kindern zunächst "What's your name?" und "My name is..." zu üben hat insgesamt auch mit den 6ern und am Dienstag und Mittwoch mit den 5ern richtig gut geklappt. Das Namensschilder basteln war dann schon wieder ein Akt für sich (einen Zettel
quer(1. großes Problem) am unteren Rand zu falten und dann auf die
Vorderseite richtig herum (2. Problem) nicht die Frage sondern nur "My name is" und den jeweils eigenen Vornamen (3.-6. Problem) zu schreiben). Aber irgendwie haben dass dann auch die 4er von Sonia und sogar die Drittklässler hinbekommen, nur bei den 4ern des Sr. Alfredo der Klasse 4A ist Aufpassen, Ruhigsein und alles was man aufmerksamen Schülern zuschreiben möchte überhaupt nicht Mode und so versuche ich heute noch, dass es die Klasse einmal schafft mitzuarbeiten und bin noch nicht über dieses einfache Frage-Antwort-Üben hinausgekommen...
Die eine dritte Klasse offenbarte mir auch gleich am Mittwoch, dass sie keine Lust habe mit mir Englisch zu machen und viel lieber Fußball spielen wolle. Nichtsdestotrotz haben die Kleinen dann doch ganz vernünftig mitgemacht.
Am Donnerstag fragte mich dann Sonia noch ein wenig über Europas Länder und Hauptstädte aus, aber irgendwie nur in der Pause und nicht
als ihre Klasse gerade Sportunterricht hatte.
Damit war die Woche dann auch schon wieder herum und ich verabschiedete mich bereits am Donnerstag, weil am selben Abend in Riobamba eine Theateraufführung im Casa de la Cultura (Haus der Kultur) stattfinden sollte. Diese Aufführung bildete den Abschluss der Internationalen Theaterwoche in Riobamba, wo verschiedene Gruppen aus den Ländern Südamerikas auftraten.
An besagtem Donnerstagabend war das als erstes ein argentinischer Handpuppenspieler, der ein Märchen wie aus Tausend und einer Nacht vorstellte und das ziemlich amüsant und unterhaltsam. Danach folgte als "krönender Abschluss" die Ausdruckstanzgruppe des Hauses, die ein ziemlich skurriles, nicht wirklich als zusammenhängend zu erkennendes Stück aus merkwürdigen Tanzformen, Monologen und unverständlichen Kuscheleien auf dem Boden darboten.
Danach waren wir noch zu 4. (Ce, Anne, Simon und ich) gemütlich schwofen, weil der Rest entweder zu müde oder zu kränklich war. Am Freitag brach ich dann gegen 1 Uhr mittags nach Cuenca auf, nachdem ich meine Sachen etwas geordnet hatte, da in der Schule nicht genug Arbeit für mich gewesen wäre und es sich gelohnt hätte nocheinmal nach Columbe zu gondeln.
Das Cuenca-Wochenende:Aus den erwarteten 4-5 Stunden Busfahrt waren irgendwie Dank unzähliger Baustellen an der Panamericana 6,5 h geworden und so war es, entgegen meiner Planung, schon Dunkel als ich in der als schönste Stadt Ecuadors gehandelten ankam.
Ebenfalls entgegen meiner Planung befand sich unsere vorreservierte Unterkunft nicht mehr an der im Reiseführer indizierten Stelle, sondern wurde dort von dem seinem Namen alle Ehre machenden Hostal Majestics abgelöst, dessen Betreiber aber auch keine genaue Aussage über den Verbleib des Hostals Paredes machen konnten.
Wie man so sagt sind aller ... Dinge 3 und Porta (mein Handynetz) hatte grad (zu tiefst bedauernd natürlich) Unzulänglichkeiten im Netz und war deshalb nicht in der Lage mein Guthaben aufzuladen, wo ich mir doch extra eine 6 $ statt 3$ Karte geleistet hatte. Fazit des Ganzen, gerade als mir der Hugo (so hieß der liebenswerte Alte, dem das Hostal gehörte, und der 5 Jahre in Hamburg gelebt hatte, allerdings vor 30 Jahren) die Querstraße zur mehreren Kilometer langen Avenida Simon Bolivar per Handy ansagen wollte, schwand mein Guthaben und außer einem leisen,
"piep (ich will nimmer)" war nix mehr zu vernehmen. Nach einer Weile Zickzacklauf durch die Straßen entlang besagter Avenida, versuchte ich von einer Cabina aus, die Adresse herauszubekommen, was aber Dank "bester" Verbindung auch eher ein Schuss in den Ofen war: Statt
diez y siete (17) verstand ich als Nummer des Carrés an der Bolivar nur
siete (7) suchte also voller Hoffnung und leicht angenervt mitten im Zentrum der Altstadt, wo es diese Adresse natürlich nicht gab. Lange Rede kurzer Sinn: Ich gab schließlich auf, pflanzte mich in ein Taxi, dessen Fahrer auch nicht wusste wos hingeht, aber fragen wollte und für 2 $ aus dem leichten Nieselregen ins Hostal zu kommen, war es mir dann doch Wert. Bis eine halbe Straße vor dem Hostal wusste zwar immer noch keiner wo es sein könnte, aber schließlich kam ich dann doch irgendwie an und genoss - wie es sich so für uns arme Riobamba-Freiwillige ohne Warmwasser gehört - ausführlichst die wechselwarme Dusche.
Da ich ganz alleine vorgefahren war, verzichtete ich darauf mich im freitagabendlichen Getümmel in einen der zahlreichen Clubs entlang der Grossen Strasse (die heisst wirklich Calle larga und ist so die Hauptpartymeile im historischen Teil Cuencas) zu werfen.
Stattdessen genoss ich leckeren Schokokuchen in einem belgischen Café und trank mit irgendwelchen mir unbekannten Herren mitten auf der Straße einen Trago(hiesiger Hochprozentiger) weil es schließlich ihre Fiestas seien, die sie mit allen Teilen wollen. Auf dem, was ich als Heimweg gedacht hatte, traf ich zwei Norweger, die mit ihren Fahrrädern und einem Reiseführer in der Hand etwas ratlos an der Strasse standen. Mit diesen beiden lief ich dann noch beinahe 2 Stunden wiederum im Zickzack durch das Zentrum auf der Suche nach einer Unterkunft für die beiden. Die Erkenntnis des ganzen: sämtlich HOSTALS hatten die Preise über die normalen Hotelpreise geschraubt, wenn sie denn überhaupt noch Lust hatten einem zu sagen, dass sie schon ausgebucht seien. Entsprechend wollte eines, dass dann doch noch Unterkünfte gehabt hätte - man setze sich schon einmal - 50$ pro Nase und Nacht.
Gegen 1 Uhr fiel ich dann im Hostal ins Bett, schliesslich wollte ich den otavalenischen Mitstreitern die Odyssee Hostalfindung ersparen und sie 8 Uhr am Terminal treffen.
Der Samstag bestand dann aus Frühaufstehen, die anderen am Terminal abholen, etwas ausruhen und danach die Stadt unsicher machen.
Cuenca ist die drittgrößte Stadt des Landes und wird vom Großteil der Bevölkerung, die nicht nur weiß, dass es weit im Süden liegt, als schönste Stadt Ecuadors gehandelt. Schon bei der Ankunft, fühlt man sich in Cuenca mehr an Europa erinnert, als irgendsonst hier. Das historische Zentrum hat wunderschöne Architektur und eine recht gemütliche Uferpromenade am Rio Tomebamba (den wir nicht unbedingt als Fluss bezeichnen würden, er ist ungefähr mit der Chemnitz zu vergleichen). Kurzum mir gefällt die Stadt echt gut.
Irgendwann nachmittags habe ich dann noch Anne-Katrin und Philippa vom Terminal abgeholt und abends waren wir noch alle zusammen ein bisschen in einer Bar, wo dann ab 11 Uhr recht annehmliche Live-Musik war und ich mich recht angeregt mit einem Cuenceño Feuerwehrmann unterhalten. Der erklärte mir, dass Cuenca die bestausgerüstete Feuerwehr ganz Südamerikas hat - nach Nordamerikanischem Standard ausgestattet. Und er empfahl mir den Nationalpark Cajas, der ein bisschen westlich von Cuenca liegt aufs wärmste und wollte mir noch irgendwie anbieten, dass wir bei ihm unterkommen könnten, aber das sollte man hier nicht für voll nehmen, sooft wie man ähnliche angebote bekommt.
Am Sonntag schauten wir auf den angeblich schönsten Artesania-Markt, der aber ob des Wochentages eher mikrig ausfiel und außerdem wollten die Leute dort nicht mit sich handeln lassen...
"No hay como" (Es geht nicht)
Dann aßen wir noch lecker Eis und shoppten anschließend IN ECUADOR in einem INDISCHEN Laden, in dem auch echte und nette Inder arbeiteten, von denen einer im kommenden Jahr nach Deutschland umsiedeln möchte. Neben Hosen und Röcken für die Mädels hüpfte auch ein Schischachen für mich dabei raus.
Am späten Nachmittag stießen noch Ce und Jonas zu uns und abends gingen wir noch gemütlich Schokolade trinken und trafen uns mit andern
deutschen - wer hättes gedacht - Freiwilligen die in Cuenca bzw. nahe Quito arbeiten.
Allzulang wurde der Abend dann aber für uns alle nicht mehr, ich wollte schließlich auch schon am nächsten Morgen um 7:00 Uhr los, um mit meiner Gastfamilie den Día de los Difundos (Tag der Verblichenen) zu verbringen, was ein ganz wichtiger Familienfeiertag für die Indigenas ist. Ganz besonders gilt dies für meinen Gastvater und seine Geschwister, deren Vater erst vor einigen Monaten verstorben ist.
Los Difundos:
Nach 6 Stunden Rückfahrt bin ich dann 13:00 Uhr direkt vor unserer Haustür in La Providencia (So heißt die Comunidad in der meine Gastfamilie wohnt) aus dem Bus gepurzelt. Dort traf ich auch meine komplett versammelte Gastfamilie, mit dem Bruder und der Schwester von Juan(meinem Gastvater). Die Schwester - Mutter von Jaime - hatte auch noch 2 andere Kinder dabei, die dann wohl die Brüder von Jaime sind.
Es gab Colada Morada zu trinken, ein violettes Getränk aus Brombeeren, Ananas, Brot und ich weiß nicht was allem. Das schöne an dem Tag war wirklich die ganze Familie versammelt zu treffen und zu merken, dass es wirklich noch mehr angehörige als nur die Mutter, den Vater, die drei Jungs und den Cousin Jaime gibt. Es kamen auch immer noch andere entferntere Verwandte vorbei, die ihre Colada mitbrachten und ein bisschen der unseren bekamen, immer mit Brötchen dazu, so gibt man sich immer gegenseitig und es ist echt eine Erfahrung wert gewesen.
Dienstag habe ich dann morgens noch mit den Jungs Hausaufgaben gemacht, die irgendwie auch für eine ganze Woche gereicht hätten. Und gegen Mittag brach ich dann nach Riobamba auf, um mir noch eine Gitarre zu kaufen und einige Sachen zu erledigen und schließlich am Abend den über Ingapirca heimkehrenden MitstreiterInnen einen Kulinarischen Empfang mit 3 Gänge-Menü zu bereiten - Tomaten-Kraut-Salat, Nudeln mit Käsesoße und Popcorn (süß und salzig).
3 Tage SchuleMittwoch habe ich dann relativ normal meinen Unterricht gegeben, wie ich ihn nach Stundenplan hätte und es lief (bis auf meine Lieblingsklasse 4A) echt super, selbst mit den 3ern die mir die Woche zuvor noch erzählten, sie hätten keine Lust Englisch zu lernen!
Donnerstag habe ich dann mangels Strom und uncomputerischer Arbeit für mich noch eine Stunde mit einer der 6. gemacht und auch da lief es echt richtig gut.
Der Rest der Woche war weiß-ich-nicht-mehr und nicht viel los, bis es Freitag wieder nach Riobamba zurück ging.